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Schüler versüßen Weihnachten

Im großen Ohrensessel lesen die Kleinen selbstgeschriebene Geschichten vor

Von Julia Kleinschmidt
Lübbecke (WB). Die ersten Weihnachtsmärkte öffnen ihre Pforten, der Duft gebrannter Mandeln liegt in der Luft, am Freitag darf das erste Türchen am Adventskalender geöffnet werden.

In Lübbecke (Kreis Minden-Lübbecke) versüßen Schulkinder sich und anderen das Warten auf's Fest auf ganz besondere Weise - mit selbst geschriebenen Geschichten rund ums Thema Weihnachten. Bis einschließlich Heiligabend werden jeden Nachmittag ein oder mehrere Nachwuchsautoren im gemütlichen Ohrensessel auf der kleinen Bühne in der Fußgängerzone Platz nehmen und ihre selbst verfassten Erzählungen vortragen. Die Auftakt- und Abschlusslesung sind mit Lübbeckes Bürgermeisterin Susanne Lindemann und der Vorsitzenden der Werbegemeinschaft, Brigitte Wischnewski, prominent besetzt, an allen anderen Tagen lesen Jungen und Mädchen der sechs Grundschulen sowie aller weiterführenden Schulen.
Dazu gehören auch Korbinian, Tom, Imke und Franziska. Die Vier besuchen die Jahrgangsstufen drei und vier der Grundschule im Lübbecker Stadtteil Gehlenbeck und freuen sich bereits riesig auf ihren Auftritt. »Ich habe dreieinhalb DIN A 4-Blätter voll geschrieben. Das hat richtig Spaß gemacht«, erzählt Korbinian (9) stolz. Er wird seine »Geschichte vom Engel« vortragen. Der Frage »Wer hat den Weihnachtsmann geklaut???« gehen Imke (8) und Franziska (9) nach. »Wir haben auch zu Hause geschrieben, aber meistens natürlich im Unterricht«, erzählt Franziska und ist beim Gedanken an ihre Lesung am 11. Dezember schon ganz aufgeregt. Was passierte, als der Weihnachtsmann ein paar Tage vor dem Fest plötzlich krank wurde, berichtet Tom (9) in seiner Erzählung »Wie Weihnachten fast zur Katastrophe wurde«.
»Die Kinder waren von Anfang an mit einer solchen Euphorie dabei, damit hätten wir nie gerechnet«, berichtet Schulleiterin Silke Gillar begeistert. Mitgemacht haben die beiden dritten Klassen und die Schüler der 4 a, wahlweise alleine oder im Team. Das Schreiben der Geschichten wurde ganz ohne Leistungsdruck in den Unterricht eingebaut, »die Schüler haben zum Teil sogar zu Hause weitergeschrieben. Eltern sind an uns herangetreten und waren ganz verblüfft: ÝSo kennen wir unser Kind gar nicht!Ü«
Um die Enttäuschung bei den Kindern in Grenzen zu halten, die ihre Geschichte nicht vorlesen werden, soll es vor Weihnachten in der Schule noch eigene Lesungen geben, zu denen die beteiligten Klassen ihre Mitschüler einladen.
Ingrid Richter, Mitglied im Vorstand des Stadtmarketingvereins und Initiatorin der Vorlese-Aktion, hatte den Schulen lediglich zwei Vorgaben gemacht: Thema Weihnachten, und das Vorlesen der Geschichten darf nicht länger als fünf Minuten dauern. Alle Geschichten werden außerdem als kleines Buch zusammengefasst, das von Dezember an im örtlichen Buchhandel erhältlich sein wird. Der Erlös soll an die Schulen zurückfließen.

Artikel vom 28.11.2006