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Deutsche Skijäger
setzen neue Reize

Biathlon: Wilhelm will WM-Medaille, Greis den Cup

Erfurt (dpa). Fünf Mal Olympia-Gold ist schöne Erinnerung, der nacholympische Winter die neue Herausforderung für die Biathleten um Kati Wilhelm und Michael Greis.

»Das nacholympische Jahr ist immer dann besonders schwer, wenn man erfolgreich war. Ich bin überzeugt, dass vor allem die Norweger zum Angriff blasen werden«, warnte Männer-Bundestrainer Frank Ullrich vor dem heutigen Saisonauftakt im schwedischen Östersund vor übertriebenen Erwartungen. Die in Turin vergoldete Weltcup-Gesamtsiegerin Wilhelm will ihre zweite WM-Einzelmedaille. Und der dreimalige Olympiasieger Greis schielt auf den Gewinn des Gesamtweltcups.
Aufmerksam hat Greis den Langlauf-Weltcupsieg des Norwegers Ole Einar Björndalen zur Kenntnis genommen. Geschockt hat ihn das aber nicht. »Er ist ein Superläufer. Und zum Saisonauftakt sind vor allem die Norweger immer besonders fit. Doch zum Biathlon gehört auch das Schießen«, stellte der Nesselwanger fest.
Den längeren Trainingsausfall wegen Zahnproblemen scheint Greis überwunden zu haben. Immerhin gewann der Allgäuer beim Trainingslager in Muonio einen internationalen Sprinttest vor dem Oberhofer Sven Fischer und dem polnischen Sprint-Weltcupgewinner Tomas Sikora. Für den Winter hat sich Greis erneut anspruchsvolle Aufgaben gesetzt. »Schließlich ist es vom dreimaligen Olympiasieger zum Weltcup-Seriensieger noch ein weiter Weg - und der Gesamtweltcup ein großes Ziel. Ob es dazu aber schon reicht, ist eine andere Sache«, sagt 30-Jährige.
Bei den Frauen teilten sich am Polarkreis Magdalena Neuner (Wallgau) und Andrea Henkel (Großbreitenbach) die Siege und zweiten Ränge. Kati Wilhelm dagegen verballerte die Tests. Bei der Thüringer Olympiasiegerin hinterließ das keinen Frust. »Erst in Östersund beginnt es richtig.«, sagte sie. Dort startete das »Rotkäppchen« vor Jahresfrist mit einem zweiten Platz in ihre bislang erfolgreichste Saison. »Mein Hauptziel im Winter ist der Gewinn einer WM-Einzelmedaille. Das habe ich zuletzt mit dem Sprinttitel 2001 geschafft«, bekannte die 30-Jährige aus Zella-Mehlis, die im Sommer mit Vorgaben des Bundestrainers meist abseits der Mannschaft trainierte.
Die Bundestrainer Frank Ullrich und Uwe Müssiggang haben den Trainingsumfang etwas reduziert, dabei neue Übungsformen eingebaut. »Es gilt, kreativ zu bleiben. Schließlich ist es der erste Winter im neuen Olympia-Zyklus. Da müssen wir uns Reserven bis Vancouver lassen«, erläutert der Männer-Chef aus Thüringen. Er jedenfalls habe versucht, bei den älteren Athleten neue Akzente zu setzen und die jüngeren nicht zu verheizen.
Auch Müssiggang spricht im Jahr eins nach Uschi Disl, die im Winter Mutter wird, vom »Schwung holen«. Trotzdem sind beide Cheftrainer davon überzeugt, dass ihre Mannschaften weiter Weltspitze bleiben werden. »An unseren Zielen hat sich auch ohne Uschi Disl nichts geändert. Wir wollen in allen Rennen um Podestplätze kämpfen und zur WM wieder ein großes Staffelrennen gewinnen. Das war zuletzt der Olympiasieg 2002«, erklärte Müssiggang.

Artikel vom 29.11.2006