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Wenn Pinguine
singen und steppen

Animationsabenteuer »Happy Feet«


Spätestens in der Grundschule wird es klar: Der junge Pinguin Mumble kann nicht singen. Wenn der lustige Bursche seinen spitzen Schnabel öffnet, halten sich alle mit den Flossen vor die Ohren zu. Und wer im Reich der Kaiserpinguine nicht singen kann, bleibt verdammt einsam.
Aber Mumble tanzt exzellent und hat auch schon ein Auge auf die coole Gloria geworfen - vielleicht kann er ja mit den Füßen singen?
Es hilft alles nichts, der steppende Pinguin wird von seinem Volk in die Eiswüste geschickt. Wie der gebrandmarkte Außenseiter dennoch versucht, seine Sippe vor einem drohenden Unheil zu bewahren, davon erzählt dieser hinreißende Eisschollen-Thriller.
Einem eher rundlich-mopsigen Pinguin das Tanzen beibringen - auf die Idee muss man erst einmal kommen. Der amerikanische Steptänzer und Broadway-Star Savion Glover lieferte die realen Vorlagen und Choreographien, die dann mit dem »Motion-Capture«-Verfahren digitalisiert und vervielfältigt wurden. Schließlich swingen Tausende Pinguine wie eine schwarze Welle im Takt von Freddie Mercurys »Somebody to love«.
Miller und sein vielköpfiges Team brennen ein echtes Feuerwerk ab: Eine Horde Jungpinguine stürzt sich jubelnd per Kopfsprung von einem turmhohen Eisberg in das blaue Meer, es entspinnt sich ein phantastisches Unterwasser-Ballett, mit Stafetten und Pirouetten, dass einem fast schwindlig wird. Dazu läuft »Do it again« von den »Beach Boys«, und die ganze Sequenz strahlt in einem fast surrealen Licht.
Dabei ist die weiße Welt schon lange nicht mehr in Ordnung: »Wir haben einen Knoten in unserer Nahrungskette«, meint einer der frechen Latino-Pinguine, mit denen sich Mumble auf eine Reise zu den zweibeinigen »Aliens« macht. Die fischen die Antarktis leer und greifen sich den protestierenden Mumble, um ihn in den Zoo zu sperren.
Spätestens an dieser Stelle ist von süßlicher Pinguin-Plüschigkeit nichts mehr übrig - »Happy Feet« zeigt schonungslos die Kommerzialisierung der Natur auf. Ganz ähnlich wie schon im zweiten »Babe«-Film, zieht sich ein düsterer Grundton auch durch diese Geschichte. Mumble bleibt trotz seiner flinken Füße ein Außenseiter. Wenn er am Ende ergraut nach Hause zurückkehrt, ist er zwar der Retter des Volkes, aber seine geliebte Gloria ist längst vergeben. Ein Happy-end sieht ganz gewiss anders aus.

Artikel vom 30.11.2006