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Brillanz abseits der
hochvirtuosen Literatur

Konzert an der restaurierten Feith-Orgel in Christ-König

Von Uta Jostwerner
Bielefeld (WB). In den vergangenen drei Monaten wurde sie durchgepustet und erneuert. Am Sonntag erhielt die restaurierte Feith-Orgel in der Christ-König-Kirche auch noch die kirchlichen Weihen durch Pastor Karl-Josef Auris.

Ob's geholfen hat? Schaden kann's ja nicht! Christoph Grohmann, regional wie international geschätzter Organist und Orgeldozent, sorgte jedenfalls im Anschluss dafür, dass das Instrument in voller Klangpracht und vollem Ambitus zur Geltung kam.
Um selbst zu brillieren, muss der Orgelmagier Grohmann keineswegs die hochvirtuose Literatur bemühen: Die Faszination seiner manuellen und musikalischen Fähigkeiten erschließt sich in der kleineren Form ebenso wie in der Gebrauchsliturgie, sprich der kunstvollen Improvisation bekannter Kirchenchoräle und Choralfantasien.
Von denen brachte Grohmann fünf von der Gemeinde zuvor ausgewählte Choräle zu Gehör, in unterschiedlichen Stilen, Klangfarben und im Schwierigkeitsgrad kontinuierlich steigend und komplexer werdend. Zuletzt die Choralfantasie über »Maria bereit den Mantel aus«, die hier wundervoll die klanglichen Möglichkeiten der Orgel auslotete und im Stil der französischen Impressionisten für sich einnahm.
Wie so viele seiner Kollegen schätzt Grohmann die Werke der großen französischen Orgelromantiker und Impressionisten. Die häufig kathedrale Anmutung ihrer Kompositionen ist auf der vergleichsweise kleinen Feith-Orgel zwar nicht umzusetzen, gleichwohl aber kommen die kleineren Formen der großen Franzosen vorzüglich zur Geltung.
Mit Alexandre Guilmant und seinem feierlich strahlenden Kerzenmarsch, mit Léon Boellmann und seinem Gebet an die Jungfrau Maria aus der Suite Gothique sowie mit Joseph Bonnet und einem seiner meditativen Intermezzi war die französische Orgelkunst dann auch repräsentativ vertreten und bei Grohmann, der hier stets leichtfüßig und leichtgängig in der Figuration, pointiert und mit einnehmender rhythmischer Impulskraft aufspielte, in besten Händen.
Kein Orgelkonzert ohne Johann Sebastian Bach, dessen Fantasie C-Dur BWV 573 in dezenter Registrierung und tänzelnder Eleganz für sich einnahm. Reüssieren konnte Grohmann auch mit zwei Stücken von Christian Friedrich Rüppe, einem weniger bekannten deutschen Komponisten der Klassik, dessen »Andante Pastorelle« und »Rondo Allegretto« dem Organisten schönste Gelegenheit boten, Vorschlagstechniken brillant funkeln zu lassen sowie ausgelassen und schelmisch aufzuspielen. Die Gemeinde wusste es zu schätzen und spendete reichlich Applaus.

Artikel vom 28.11.2006