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Eine amüsante
Schleudertour
durch die Musik

Armin Fischer im Senner Schulforum

Von Gustav-Adolf Lent
(Text und Foto)
Senne (WB). »Meist erntet Gunst, wer sich widmet der Kunst!« Mit diesem halbbiographischen Schlusswort beendete der Musikkabarettist Armin Fischer - der sich selbst »Klaviertuose« nennt - seine äußerst unterhaltsamen Geschichten über Klassik und sein Leben.

Vor 250 begeisterten Besuchern im Senner Forum präsentierte der Kulturkreis Senne einen Musik-Entertainer der Sonderklasse, der seinem Vorbild, dem dänischen Musikkabarettisten Victor Borge, weder in der Brillanz seiner pianistischen Fähigkeiten noch in der Fülle seiner musikalischen Einfälle nachsteht.
Armin Fischers Beitrag zum Mozart-Jahr war eigenen Angaben nach weder eine Einführung in die klassische Musik noch eine Darstellung von Mozarts Liebesleben (»Liebeskugeln«), sondern eine amüsant-rasante Schleudertour durch 300 Jahre Musikgeschichte mit vielen überraschenden Querverbindungen. Wer, außer ihm, traut sich, Mozarts »Requiem« mit »Spiel mir das Lied vom Tod« zu verquirlen, oder zu behaupten, dass der Großteil der klassischen Melodien dem Präludium Nr. 1 aus dem »wohl temperierten Klavier« von Johann Sebastian Bach entstamme? Dabei sitzt der befrackte, sympathische Musikus in seinen Socken mit Klaviertasten am Flügel und beweist jede seiner unglaublichen Behauptungen musikalisch so überzeugend, dass das kunstsinnige Publikum nur noch mit Lachsalven antworten kann. Dass diesen Spagat nur ein Pianist der Extraklasse wagen kann, zeigt der studierte »Großmeister der Kleinkunst« in besonderem Maße, wenn er auf Zuruf genannte Musikwünsche der Zuhörer zu einer grandiosen Klavierfantasie verarbeitet. Der »Bolero«, »Pink Panther«, Bachs »Air«, der »Entertainer« und Beethovens »Pathetique« liefern mit ihren prägnanten Themen die Beigaben zu einer musikalischen Suppe, die dem Publikum schmeckt. Dabei verschweigt Fischer nicht, dass er seine Brötchen auch als Barpianist auf Kreuzfahrtschiffen verdienen muss. Als roter Faden geistert die Melodie »As time goes by« ständig durch sein Programm.
Fischers Karriere begann im Alter von neun Jahren in einem Altenheim in Lipperbruch mit Mozarts »Komm lieber Mai« - damals mit vielen Fehlern gespielt - (O-Ton Fischer), und führte über die klassische Ausbildung zum Pianisten, dann Klavierlehrer, letztendlich zur Kleinkunst, mit der er seit 1980 schon mehrere Preise errungen hat.
Das ist verständlich, denn die Fähigkeit, gleichzeitig zu sprechen und Aberwitziges zu spielen, dabei noch so sympathisch aufzutreten und so locker ein Bonmot nach dem anderen zu liefern, ist schon eine hohe Kunst. In seiner »One-Man-Low-Budget-Oper« mit dem Titel »Der Zauberwald« zeigt er zudem noch sein theatralisches und gesangliches Talent.
In Slap-Stick-Manier werden die »Mondschein-Sonate« und das »Bonanza«-Thema mit dem sonnigen Text »Oh Qual, oh Pein!« zu einem herrlichen, amüsanten Opernbrei verrührt. Dazu serviert Fischer auch immer wieder musikalische Neuentdeckungen wie unter anderem Kaiser Franz-Josefs Musikstück für »Gesang und Jagdhund«.
Mit stehenden Ovationen und Bravo-Rufen endete im Senner Forum ein Musikabend so recht nach dem Geschmack des Publikums, das sich eine baldige Wiederbegegnung mit dem amüsanten Armin Fischer erhofft.

Artikel vom 28.11.2006