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Papst-Besuch in der Türkei

Ankara ist am Zug


Es ist eine heikle und schwierige Mission, die der Papst gestern antrat. Doch schon am ersten Tag seiner viertägigen Türkei-Reise hat Benedikt XVI. mit seinem auf Versöhnung und Ausgleich ausgerichteten Auftreten viel dazu beigetragen, die aufgeheizte Atmosphäre zu entladen. Auch wenn das Oberhaupt der katholischen Kirche viele seiner Kritiker am Bosporus nicht besänftigen konnte.
Mit seinem ehrlichen Bemühen um eine Verständigung zwischen den Kulturen und Religionen hat der Papst die Türkei unter Zugzwang gesetzt. Nun muss sich zeigen, ob das Land seinerseits zu Gesten der Versöhnung fähig und bereit ist. Auch wenn in der Türkei formal Religionsfreiheit herrscht, in der Praxis ist davon wenig zu spüren.
Benedikt XVI. hat noch einmal betont, dass er den Islam für friedlich und gütig hält. Es war richtig, dass er seine Rede vom September nicht erwähnte, sie nicht erneut bedauerte. Er ist damals von großen Teilen der Muslime bewusst missverstanden worden, und ähnliches hätte ihm wieder passieren können.
Geschickt seine Bemerkung am Atatürk-Mausoleum, er schließe sich dankbar den Worten des Gründers der türkischen Republik an, »in einem Land, das Treffpunkt der Religionen und Kulturen ist« zu sein.
Wenn die Türkei in die EU will, muss sie zu diesem Dialog bereit sein. Dirk Schröder

Artikel vom 29.11.2006