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»Los, boxen, nicht knutschen!«

Grünes Bändchen am Handgelenk macht aus 1400 Gästen echte VIPs

Von Burgit Hörttrich
Halle (WB). Wer das grüne Bändchen am Handgelenk trug, der durfte sich Promi nennen, denn das grüne Bändchen erlaubte den Aufenthalt im VIP-Bereich, dem Event-Center am Gerry Weber Stadion.

Wer dazu noch ein blaues Bändchen trug, gehörte zu den Auserwählten mit einem Platz ganz nah am Ring. Einer davon war der Schauspieler Martin Semmelrogge, der noch vor dem Kampf meinte: »Totgesagte leben länger - das sieht man ja an mir!« Und damit - zumindest was die Schlagfertigkeit von Axel Schulz anging - eindeutig falsch lag. Was ihn jedoch nicht daran hinderte, sich nach dem Kampf gemeinsam mit Kollege Heinz Hoenig im VIP-Bereich zu amüsieren.
Dort kümmerten sich 100 Gastronomie-Mitarbeiter um die Gäste - für 1400 gab es Platz, nach der Niederlage aber blieb mancher reservierte Tisch unbesetzt. Unter der Regie von Andreas Hinkerohe, Chefkoch des Sportpark-Hotels, wurden alle lukullischen Wünsche erfüllt: von Sushi über Gambas und Entenbrust bis Kürbissuppe und Cocktails. Zur Musik der Gruppe »The Rest Of Best« aus Weimar wagte sich sogar der eine und die andere aufs Tanzparkett.
Ein wenig enttäuscht vom Ausgang des Kampfes waren Herta und Martin Klamm, die ihren 50. Hochzeitstag mit einem Schulz-Sieg feiern wollten. Enttäuscht war viele Zuschauer, die den Boxer zuerst mit stehenden Ovationen begrüßt hatten, ihn dann anfeuerten mit Rufen wie »Axel, wir sind bei dir«, schließlich verzweifelt fragten »Axel, soll ich dir helfen?« und ihn zum Schluss aufforderten: »Mensch, Axel, du sollst boxen, nicht knutschen!«
Bereitwillig vor die TV-Kameras trat Kiez-Größe Kalle Schwensen - auch nach dem Kampf. Heinz Hoenig ließ sich ebenfalls nicht lange bitten, gab gern den Box-Experten, auch, wenn er vor dem Kampf noch unwirsch meinte: »Hier wird mir viel zu viel gequatscht - ich will die Boxer sehen.« Überall sehen ließen sich die Box-Brüder Wladimir und Vitali Klitschko: freundlich, professionell, immer bereit, mit silberfarbenem Filzstift Autogramme zu schreiben, sich fotografieren zu lassen. Auch Ex-Armine Uli Stein ließ sich mit Vitali Klitschko ablichten, während die beiden Fußballer Jörg Böhme (DSC Arminia) und Gerald Asamoah (Schalke 04) Erinnerungen an gemeinsame »Knappen«-Zeiten austauschten.
Schauspielerin Simone Thomalla kam ohne ihren Rudi (Assauer), dafür mit ihrer 17-jährigen Tochter Sophia. Beide wollten Axel Schulz siegen sehen - eigentlich. Simone Thomalla: »Wir drücken ihm die Daumen!« Hat nix genutzt. . .
VIP-Reporterin Frauke Ludowig (»Exklusiv«), ganz in Schwarz, versuchte, bei ihren Interviews auch nach dem Handtuch-Wurf gute Laune zu verbreiten - was schwierig war. Die Blicke auf sich zog Ring-Reporter Kai Ebel mit seinem violettfarbenen Samtanzug, zu dem er große glitzernde rotweiße Manschettenknöpfe trug. Überhaupt: Protzig-teurer Schmuck war bei einem Teil des Boxpublikums ein Muss. Am Ring ebenfalls präsent waren die Gastgeber: Gerhard Weber und seine Söhne Ralf und Udo. Ihnen ging es wie Schauspieler Christian Kahmann (»Der Untergang der Pamir«), US-Boxexperte Ben Wett, Reporter-Legende Ernst Huberty und Tagesschau-Sprecher Jan Hofer - alle litten mit Axel Schulz.

Artikel vom 27.11.2006