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Box-Prominenz kritisiert Axel Schulz

»Weiß nicht, was er gemacht hat« - Weber will 2007 einen Klitschko-Kampf

Von Oliver Kreth
Halle (WB). Die VIP-Reihen um den Ring waren gespickt mit Box-Prominenten, die schon vor dem Kampf ihre Bedenken geäußert hatten. Sie fanden sich alle bestätigt.

Die klarsten Worte fand ein Freigänger, der nie Rücksicht auf sich oder andere genommen hat. »Wenn man elf Monate Vorbereitung hatte, dann weiß ich nicht, was er gemacht hat. Das war so schlecht, man hätte die Augen schließen sollen«, mäkelte Ex-Weltmeister Graciano Rocchigiani, der schon vor dem Kampf unter den Pfiffen der 14 500 Zuschauer gesagt hatte: »Ich erwarte nichts.«
Promoter Wilfried Sauerland, bei dem Schulz früher unter Vertrag stand und der ihm drei WM-Kämpfe besorgt hatte, meldete sich per Telefon aus dem sommerlichen Südafrika zu Wort: »Meine schlimmsten Befürchtungen wurden noch übertroffen.«
Trainer Ulli Wegner, der das Schwergewicht wegen eines Vetos seines Chefs Sauerland nicht beim Comeback-Versuch betreuen durfte, schrie sich von der zweiten Reihe aus fast die Lunge aus dem Hals: »Deckung, Deckung, lass die Rechte oben«.« Aber es kam auch mal ein »da hast du gut gestanden«. Nach dieser Erfahrung macht sich der Berliner Sorgen um einen anderen ehemaligen Helden. »Axel hatte nicht so viel zu verlieren wie Henry Maske das hat. Ich hoffe, das geht gut.« Und er gab auch »Schulle« einen Rat mit auf den Weg: »Er sollte sein Leben jetzt normal weiterführen, er hat ja Familie.«
Den Schulz-Abgesang gegen Minto sahen bei RTL erstaunliche 11,53 Millionen Zuschauer: Das ist die höchste Box-Quote seit zehn Jahren. Weder die Klitschkos noch Dariusz Michalczewski (»Axel hat wirklich alles falsch gemacht. Nur fit zu sein, reicht nicht im Ring«), Sven Ottke, Luan Krasniqi, Regina Halmich oder Russen-Riese Nikolaj Walujew haben je diese Resonanz erreicht. »Wir brauchen eben solche Typen. Die kannst du dir nicht basteln«, meinte der Technische Leiter und Schulz-Freund Jean-Marcel Nartz.
Nach dem Ende gab es noch eine weitere Boxeinlage. Ein Fan (»Ich will ihm doch nur die Hand geben«) kletterte in den Ring, wurde von Sicherheitskräften und Zuschauern abgeführt.
Ein positives Resümee zog Mit-Veranstalter und Hausherr Ralf Weber: »Natürlich ist das Duell nicht so ausgegangen, wie wir uns das gewünscht haben. Aber wir haben gezeigt, dass wir bereit sind für andere Kämpfe.« Das könnte in Zukunft sogar einer mit Wladmir Klitschko sein. Am Rande des Fights verhandelte Weber mit dem Ukrainer über eine Auftritt, der 2007 stattfinden könnte.

Artikel vom 27.11.2006