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Mordanschlag: Oma
geht es schon besser

Feuer im Schlafzimmer gelegt - Enkelin bestreitet Tat

Von Christian Althoff
Detmold (WB). Modeverkäuferin Dunja F. (25) aus Detmold, die einen Mordanschlag auf ihre Großmutter Grete F. (87) verübt haben soll, war schon länger arbeitslos, hat dies aber gegenüber ihren Eltern verheimlicht. Möglicherweise habe sie deshalb ihrer Großmutter Geld gestohlen, sagte Oberstaatsanwalt Diethard Höbrink am Wochenende.
Überlebte den Mordanschlag: Grete F. (87).

Die 25-Jährige sitzt, wie berichtet, seit Freitag wegen versuchten Mordes in Untersuchungshaft. Sie hatte in den vergangenen Wochen mit der EC-Karte der Rentnerin insgesamt etwa 7000 Euro von deren Konto abgehoben. »Das steht aufgrund von Fotos fest, die Überwachungskameras an den Geldautomaten aufgenommen haben«, sagte Höbrink. Als der Sohn der Rentnerin die Abbuchungen bemerkte und die Enkelin (die nicht seine Tochter ist) zur Rede stellte, gab diese an, sie habe sich das Geld im Auftrag ihrer Oma auszahlen lassen und lediglich »ein paar Euro« abbekommen. Das glaubte der Sohn allerdings nicht und kündigte eine Aussprache aller Beteiligten an, die in Kürze stattfinden sollte. Eine Strafanzeige war noch nicht erstattet worden.
Die Kripo geht davon aus, dass sich Dunja F. Donnerstagmorgen gegen 4 Uhr ins Haus von Grete F. geschlichen und im Schlafzimmer Feuer gelegt hat. Die Rentnerin wachte jedoch gerade noch rechtzeitig auf, überlebte mit schwersten Verbrennungen und einer Rauchvergiftung und wird in einer Spezialklinik in Hannover behandelt. Höbrink: »Wäre die Großmutter bei dem Mordanschlag gestorben, wäre die Aussage der Enkelin nicht zu widerlegen gewesen.« Der Oberstaatsanwalt sieht deshalb Hinweise für einen versuchten Mord zur Verdeckung des Gelddiebstahls, außerdem sei die Tat heimtückisch gewesen.
Die Kripo nimmt an, dass Dunja F. entweder einen Zweitschlüssel zur Wohnung der Großmutter besessen hat oder aber die Kellertür am Vorabend nicht verschlossen hatte und so unbemerkt in das Haus konnte. Aufbruchspuren hat die Spurensicherung nämlich nicht gefunden.
In ihrer Vernehmung hat Dunja F. eingeräumt, das Geld der Großmutter abgehoben zu haben. Den Mordanschlag bestreitet sie jedoch. Die junge Frau hat angegeben, seit längerer Zeit arbeitslos zu sein, dies aber ihren Eltern nicht erzählt zu haben. Sie habe in dem Bielefelder Modegeschäft, in dem sie gearbeitet habe, »selbst gekündigt«, sagte Dunja F. aus. Nach Informationen dieser Zeitung soll es allerdings bei der Kripo Bielefeld ein Ermittlungsverfahren gegen Dunja F. wegen gestohlener Kleidung geben.
Diethard Höbrink sagte, es sei schwer vorstellbar, dass eine Enkelin versuche, ihre Großmutter wegen einer vergleichsweise geringen Summe umzubringen. »Dennoch bin ich von der Täterschaft der jungen Frau fest überzeugt«, erklärte der Oberstaatsanwalt. »Sie wird sich wegen versuchten Mordes vor Gericht verantworten müssen.«
Wolfgang F., der Sohn der schwerverletzten Frau, sagte gestern, seine Mutter mache Fortschritte: »Sie scheint über den Berg zu sein. Sie atmet wieder selbständig, durfte bereits aufstehen und hat die Krankenschwestern um Lektüre gebeten.« Heute wollen Kripobeamte die Enkelin in der Justizvollzugsanstalt Bielefeld erneut vernehmen.

Artikel vom 27.11.2006