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Laufen, bis
die Bremer
müde werden

Mathias Hain erinnert an Frankfurt

Von Dirk Schuster
Bielefeld (WB). »Bei Werder«, findet Mathias Hain, »muss jeder den Anspruch haben, gegen Arminia zu gewinnen.« Nichts anderes will Bielefelds Kapitän damit sagen als: Den Druck haben die Bremer, wir können im Weserstadion frei von der Leber aufspielen. Arminia ist am 14. Fußball-Bundesligaspieltag in der Partie beim Titelanwärter der Außenseiter.

Daran ändere auch das Fehlen des begnadeten brasilianischen Bremer Mittelfeldspielers Diego nichts. Zwar könne, räumt Hain ein, sich die Gelbsperre des Bundesliga-Topscorers als »leichter Vorteil für uns« erweisen. Eher vermutet der Torwart jedoch, dass Werder-Coach Thomas Schaaf ein wenig die Taktik ändert »und sich die personelle Umstellung dann gar nicht als so wahnsinniger Vorteil für uns erweist.«
Bremen, erinnert Hain, strebt in der Bundesliga einem hohen Ziel entgegen. Kaum vorstellbar daher, dass sich der Vizemeister - ob mit oder ohne Diego - auf seinem Weg dorthin von Bielefeld zum Stolpern bringen lässt. »Werder«, sagt Hain, »möchte Meister werden. Das ist deren Anspruch. Zurecht.«
Wesentlich bescheidener sind die Ambitionen, mit denen die Arminen gestern nach Bremen aufbrachen. Wer von 13 Erstligaspielen im Weserstadion zwölf verloren hat, geht natürlich nicht davon aus, im 14. Versuch einen glatten Dreier einzufahren. Aber: »Der Sieg in Frankfurt setzt Kräfte frei. Wir haben gemerkt, dass es auch in der Fremde klappen kann«, misst Hain dem jüngsten Bielefelder Auswärtsstreich (3:0) eine hohe Bedeutung bei. Und noch etwas macht Hain Mut: »Wie Frankfurt spielt auch Bremen im Europapokal. Frankfurt haben wir müde gelaufen, das muss auch gegen Bremen das Mittel sein.«
Entgegen den Planungen haben die DSC-Profis am Mittwoch zwar auf ein kollektives Werder-gegen-Chelsea-Gucken verzichtet. Doch auch ohne den gemeinsamen Champions-League-Fernsehabend glaubt Hain, dass jeder seiner Mitspieler den prominent besetzten Gegner aus dem Effeff kenne. Einer, der den meisten Arminen am allerbesten bekannt ist, gehört am Samstag gar nicht zum Bremer Aufgebot: Patrick Owomoyela. Der Abwehrspieler ist angeschlagen (siehe Bericht auf Sportseite 2). Doch selbst wenn er topfit wäre, hätte der Ex-Armine bei Thomas Schaaf schlechte Karten. Nach Meinung Hains könne das aber nur ein vorübergehender Zustand sein. Denn »Patrick ist ein Guter. Er kommt ja auch von uns«, begründet der Arminia-Kapitän im Brustton der Überzeugung. »Owo«, sagt er, »müsste von der Qualität her auf jeden Fall zum Werder-Kader gehören. In der Rückrunde wird er das auch.«
Doch die Arminen müssen am Samstag nicht an »Owo«, sondern an sich denken. 20 Zähler sind eine tolle Ausbeute. Ein Grund, das Punktesammeln mit Erreichen der halben Miete für den Ligaverbleib einzustellen sind sie nicht. Hain hofft, dass die Rückkehrer Ahanfouf, Masmanidis und Rau den aktuellen Stammkräften auf der Zielgeraden Richtung Winterpause einen Zusatz-Kick geben: »Alle drei sind potenzielle Stammspieler. Und Konkurrenz ist immer gut.« In Bremen müssen es die Bewährten noch ohne den Anschub der Rückkehrer richten. Sie bleiben zu Hause, holen Trainingsrückstand auf. Der Motivation derer, die spielen, wird das aber nicht schaden. Nicht gegen Werder.

Artikel vom 25.11.2006