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OWL gibt sich einen Ruck

Regionalkonferenz will mehr Innovation - Transferpreis an Hesse & Knipps

Von Edgar Fels
Paderborn (WB). Ein Ruck soll durch Ostwestfalen-Lippe gehen und die Region in den Bereichen Berufliche Bildung, Innovation und Forschung zukunftsfähig machen. Politik, Wirtschaft und Bezirksregierung haben ein 70-seitiges Memorandum erarbeitet, das bei der Regionalkonferenz OWL 2006 am Freitag in Paderborn beraten wurde. Nach dem Willen der Verfasser soll es deutschlandweit Modellcharakter erlangen.

Die Erwartungen sind offenbar auch bei der Landesregierung in Düsseldorf hoch. Der nordrhein-westfälische Arbeitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) sagte vor den 300 Teilnehmern der Tagung im Heinz-Nixdorf-Museumsforum, er sei sich sicher, dass von der Regionalkonferenz OWL 2006 »wichtige Impulse ausgehen in Richtung Innovation, in Richtung beruflicher Bildung und für bessere Perspektiven der jungen Menschen.« Laumann appellierte an die Wirtschaft, weitere Ausbildungsplätze zur Verfügung zu stellen. »Leider bildet heute die Hälfte aller Unternehmen, die dazu in der Lage wären, nicht aus.«
Tatsächlich ist die Situation der Jugendlichen auch in OWL alarmierend. Im Januar suchten in OWL noch 26000 Jugendliche einen Ausbildungsplatz. Im Oktober hatten in NRW 10500 junge Menschen noch keine Lehrstelle. Ein Sonderprogramm soll 3000 Jugendlichen den Sprung ins Berufsleben ermöglichen. Dafür stehen 90 Millionen Euro bereit.
Die Berufliche Bildung war ein Schwerpunkt der Tagung. Das in einjähriger Vorbereitungszeit erarbeitete Memorandum enthält 53 Vorschläge. Ihnen liegt ein einziges Ziel zugrunde: Die Ausbildungssituation in OWL zu verbessern. »Wir müssen die Strukturen verbessern, so dass wieder mehr junge Menschen den Übergang in das Berufsleben erfolgreich meistern können«, sagte der Vorsitzende des Regionalrates, Wolfgang Aßbrock. Als Beispiel führte er den Hauptschulabschluss an, gegen dessen Stigmatisierung man »etwas tun« müsse. Aßbrock: »Auch der Hauptschulabschluss qualifiziert zu einer Aufnahme einer Berufsausbildung.«
Regierungspräsidentin Marianne Thomann-Stahl sprach von einer »echten Zusammenarbeit« mit vielen Mitstreitern aus OWL. Dies seien: Wirtschaftskammern, Berufskollegs, Migrantengruppen, Agenturen für Arbeit, Kreise, Stadt Bielefeld, Initiative für Beschäftigung OWL, Regionalagentur sowie Regionalrat. Sie alle »ziehen an einem Strang«, um die Jugendlichen auf ihrem Weg von der Schule in den Beruf »nicht zu verlieren.«
Der Präsident der IHK Ostwestfalen, Ortwin Goldbeck, warb im zweiten Teil um mehr »Leidenschaft für Innovationen«. Goldbeck sagte in Anlehnung an eine Rede des Altbundespräsidenten Roman Herzog, es müsse ein Ruck durch OWL gehen. Der Wissenstransfer zwischen Hochschule und Unternehmen müsse forciert werden. Die IHK habe dafür einen »Transferscout« beauftragt.
Als ein beispielhaftes Kooperationsprojekt zwischen Wirtschaft und Wissenschaft wurde die Paderborner Hesse & Knipps GmbH mit dem Transferpreis OWL 2006 ausgezeichnet. Das Unternehmen stellt Maschinen für die Halbleiterfertigung her. Gemeinsam mit der Universität Paderborn entwickelte es ein neuartiges System, das es ermöglicht, die Kosten der Qualitätssicherung bei der Halbleiterfertigung zu senken. »Nur mit innovativen Produkten können Firmen ihren wirtschaftlichen Erfolg sichern - und überleben«, würdigte Thomas Niehoff, Hauptgeschäftsführer der IHK Ostwestfalen, die Arbeit der Preisträger.
Der mit 5000 Euro dotierte Preis wurde ausgelobt von den drei Wirtschaftskammern der Region, der Initiative für Beschäftigung OWL und der Stiftung Standortsicherung Lippe.

Artikel vom 25.11.2006