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»Müssen mehr Leidenschaft zeigen«

Aus im Westfalenpokal: Mutloser VfB Fichte unterliegt dem Oberligisten SC Verl mit 0:5 (0:2)

Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). In der Vorsaison trennte den VfB Fichte bloß ein Sieg zum Erreichen der DFB-Pokal-Hauptrunde. Diesmal verabschiedete sich der Ver-bandsligist bereits in Runde drei aus dem Fußball-Westfalenpokal, sang- und klanglos dazu. 0:5 (0:2) endete das ungleiche Treffen gegen den klassenhöheren SC Verl, der sich zudem 13:0 Ecken erarbeitete. »Es ist keine Schande, gegen Verl mit 0:5 zu verlieren. Aber wir müssen mehr an Leidenschaft zeigen und wesentlich präsenter in den Zweikämpfen sein,« ärgerte sich Trainer Yorck Bergenthal über die leblose Vorstellung.

Bergenthals erster Gang nach dem Schlusspfiff führte zum Torwart des VfB Fichte, um ihn zu trösten. Holger Peterhanwar hockte enttäuscht auf dem Rußheide-Rasen, das Gesicht vergraben. »Es hat am allerwenigsten an ihm gelegen,« nahm Bergenthal seinen loyalen Vertreter in Scholz, der sich die Nominierung für dieses Spiel »redlich verdient« hatte.
Nun begingen die Verler aber nicht den Fehler, die Hausherren auf die leichte Schulter zu nehmen. Von einer Ausnahme abgesehen: Bereits in der sechsten Minute stibitzte Tolga Evcimen dem steifen Beck den Ball und eilte allein auf das vom früheren Arminen Fatih Kalintas gehütete SCV-Gehäuse zu. Statt beherzt abzuschließen, zögerte er viel zu lange - Chance vertan. »Da müssen wir eigentlich mit 1:0 in Führung gehen,« ärgerte sich VfB Fichte-Fußballboss Rainer Goldmann.
Fortan fand die VfB Fichte-Offensive für lange, lange Zeit nicht mehr statt. Dafür wurde die Hintermannschaft umso mehr gefordert - und half tatkräftig mit, Peterhanwar zu beschäftigen. Einen Kopfball seines Kapitäns Janis Theermann faustete der in höchster Not über die Latte (13.).
Soner Dayangan, der Mann für alle Standards beim SC Verl, leitete mit einem präzise geschossenen Freistoß das Debakel ein. Taverna köpfte freistehend zum 1:0 ein (15.). Der quirlige Schmidtgal drosch das Leder volley aus 17 Metern knapp über die Latte (20.).
Ein wunderschöner Spielzug über die linke Seite brachte dem SC Verl das 2:0. Schmidtgal legte quer ab zu Dayangan, der fackelte nicht lange (24.). Die Bielefelder Umstellungen nach dem Wechsel griffen nicht. Die quirligen Verler Angreifer waren einfach nicht unter Kontrolle zu bringen. Sie agierten, der Verbandsligist reagierte. In der 52. Minute musste Güven Aydin mit einer Verletzung des linken Knies ausgewechselt werden, für ihn kam Jens Reite-meier (Leistenbeschwerden). Nur eine Minute später hieß es 0:3. Schmidtgal bediente Temel Hop, und der frühere A-Jugendliche des VfB Fichte versenkte nervenstark.
Weil er Michel Amaral nach einer unfairen Aktion beleidigte, schickte Schiedsrichter Torsten Kaatz (Kreis Münster/Warendorf) Betreuer Udo Kley auf die Tribüne. Wohl eine späte Abrechnung. »Der Amaral hat mich im Vorjahr angespuckt«, meinte Kley, der die Aussichtslosigkeit so analysierte: »Wir können keinen Druck aufbauen. Verl ist unheimlich giftig.«
Schmidtgal (66.) und Dayangan mit seinem zweiten Treffer, der Sonad Taner und Holger Peterhanwar wie Slalomstangen stehen ließ, stellten einen auch in dieser Höhe hochverdienten Verler Erfolg sicher.
In der 88. Minute die zweite und letzte Chance für den VfB Fichte. Diesmal zauderte Mark Sawkill zu lange. Er wollte Kalintas ausspielen, ließ sich stattdessen aber abdrängen. »Das Weiterkommen war unser Ziel. Wir wollten uns nicht verstecken und unsere Chance suchen. Aber mit zunehmender Spieldauer haben wir unsere Ordnung verloren,« bedauerte Yorck Bergenthal und vermisste jegliche Aggressivität. »Das war nicht der richtige Weg, um eine Runde weiter zu kommen. Wir müssen uns deutlicher wehren.«
Verls Trainer Mario Ermisch wunderte sich am Samstag ein bisschen über die mangelnde Gegenwehr seines Ex-Klubs. »Ich hatte im Vorfeld gehört, dass die Jungs heiß waren. Dafür war das aber eindeutig zu wenig.« Hingegen zeigte er sich angetan vom Kombinationsfußball seiner Crew. »Die Tore waren schön rausgespielt. Das waren keine Zufallsdinger.« Auf sein Team wartet jetzt am Karnevalswochenende im Februar 2007 wohl eine Reise zu den Sportfreunden Siegen (morgen beim Bezirksligisten TBV Lemgo).






Rainer Goldmann brachte das eindeutige Resultat in Zusammenhang mit der gravierenden Bielefelder Ausfallliste. »Ich hatte nicht ernsthaft mit einer Überraschung gerechnet. Es stand ja keine vollwertige Mannschaft auf dem Platz, das war ja nur ein Gerippe.«
Der VfB Fichte zieht sein Meisterschafts-Heimspiel gegen den SV Enger-Westerenger vor. Die erste Partie der Rückrunde wird bereits am Samstag, 9. Dezember, um 14.15 Uhr angepfiffen.
VfB Fichte: Peterhanwar - Schan, Block, Taner, Theermann, Aydin (52. Reitemeier), Njoh, Hofbüker (79. Geceli), Evcimen (65. Kaplan), Sawkill, Aboutou.
SC Verl: Kalintas - Taverna, Cinar, Beck (59. Belombo), Amaral, Castilla (59. Kraus), Krause, Hop, Rogowski (77. Uilacan), Schmidtgal, Dayangan.
Tore: 0:1 Taverna (15.), 0:2 Dayangan (24.), 0:3 Hop (53.), 0:4 Schmidtgal (66.), 0:5 Dayangan (78.).
Zuschauer: gut 150.

Artikel vom 27.11.2006