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Giftdünger
mangelhaft
kontrolliert

PFT: Vorwürfe gegen Behörden

Von Ernst-Wilhelm Pape
Paderborn (WB). Vergifteter Bio-Dünger der Firma GW Umwelt aus Borchen (Kreis Paderborn) ist jahrelang auf 1000 Feldern in NRW, Niedersachsen und Hessen verteilt und untergepflügt worden, ohne dass die staatlichen Behörden etwas merkten. Ein Untersuchungsausschuss des Landtags soll die kriminellen Vorgänge jetzt klären.
Bärbel Höhn: Bauern haben viel Geld kassiert.

Für die Einsetzung eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses haben sich bereits die ehemalige NRW-Umweltministerin Bärbel Höhn (Grüne) und ihr Amtsnachfolger Eckhard Uhlenberg (CDU) ausgesprochen.
Seit 2002 habe es beim Thema Giftdünger zahlreiche Versäumnisse im Höhn-Ministerium gegeben, sagte Uhlenbergs Sprecher Markus Fliege. Die Kontrollen der Behörden seien mangelhaft gewesen. Es sei aktenkundig, dass die Firma GW Umwelt Dünger falsch deklariert habe. Mehrfach seien Umweltsünden des Unternehmen bekannt geworden. Wie berichtet, ermittelt die Staatsanwaltschaft Paderborn gegen den Geschäftsführer und zwei Betriebsleiter der Firma. Auch Höhn erklärte, dass viele Fehler zu dem Umweltskandal um die Industrie-Chemikalie PFT geführt haben. Auch in ihrem Ministerium könnten diese Fehler gemacht worden sein, sagte Höhn gestern dieser Zeitung. Schließlich sei die Anfrage des Kreises Soest an das Ministerium, ob der Bio-Dünger (»Terrafarm«) auch ohne Kontrollen und in größeren Mengen auf die Felder gekippt werden könnte, im Jahre 2003 ein gravierender Vorfall gewesen. Sie habe von der Anfrage aber erst jetzt erfahren.
Das Antwortschreiben an den Kreis sei in einer Abteilung des Ministerium verfasst worden. Die Spitze des Ministeriums sei nicht informiert worden. Das Ministerium habe damals darauf bestanden, dass der Dünger weiter der Bioabfallverordnung unterliegt. Der Kreis Soest hätte viel aktiver vorgehen müssen, kritisierte Höhn.
Wenn stinkendes Zeug, für das die Bauern auch noch viel Geld kassierten, zur Düngung eingesetzt werde, sei etwas faul. Der Kreis Gütersloh habe eine vermehrte Ausbringung des Düngers gestoppt.
Nach Angaben von Höhn muss auch die Frage beantwortet werden, warum im Sommer 2006 aus dem stark mit PFT belasteten Möhnesee die Hälfte des Wasser abgelassen wurde, ohne dass zuvor Reinigungsfilter eingebaut wurden. Das Wasser sei in die Ruhr gelangt und ohne ausreichende Technik als Trinkwasser für vier Millionen Menschen aufbereitet worden. Uhlenberg müsse ferner alle Ackerflächen bekannt geben, auf denen der Bio-Dünger »Terrafarm« ausgebracht wurde. S. 2: Kommentar

Artikel vom 27.11.2006