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Seitz attackiert die Offensive

1:0 für den FC Erzgebirge: Der SC Paderborn 07 trifft auch in Aue nicht

Von Matthias Reichstein
Aue (WB). Das fünfte Spiel in Folge ohne Tor, zum fünften Mal sieglos und nur noch drei Zähler vom ersten Abstiegsplatz getrennt: Die rabenschwarze Serie des Fußball-Zweitligisten SC Paderborn 07 geht weiter. Gestern war's allerdings besonders bitter, denn beim 0:1 (0:0) in Aue war der SCP absolut gleichwertig und hatte sogar die deutlich besseren Chancen.

»Die Enttäuschung ist riesengroß. Taktisch haben wir sehr viel richtig gemacht, ein Punkt wäre absolut verdient gewesen«, meinte Paderborns zerknirschter Coach Roland Seitz und war besonders auf seine Abteilung Attacke sauer: »Einige sollten sich selbst hinterfragen und darüber nachdenken, welchen Beruf sie haben«, zürnte der Coach, nannte zwar keine Namen, sprach aber wohl in erster Linie Benjamin Schüßler und Thomas Bröker an.
Die Laufwege, der letzte Pass und der Abschluss - dem Angriffsspiel des SCP fehlte auch beim FC Erzgebirge Aue wieder die nötige Durchschlagskraft und doch hätte Paderborns Offensive am Sonntag die torlose Zeit beenden müssen. Möglichkeit Nummer eins ließ Benjamin Schüßler (27.) aus. Nach einem Zuspiel von Timo Röttger marschierte er allein auf Keeper Axel Keller zu, schoss das Leder aber weit am Tor vorbei.
Das war fahrlässig, der eingewechselte Thomas Bröker (70.) konnte sich nach Pass von Röttger sogar die Ecke im leeren Tor aussuchen. Doch der Ex-Kölner nahm den Ball erst noch an, statt direkt zu schießen und wurde in letzter Sekunde von Tomasz Kos gestoppt. »Da muss er nur die Augen zu machen und die Kugel direkt reinschieben«, war Seitz sauer, auch Bröker selbst reagierte fassungslos: »Das Ding muss ich machen. Aber ich wollte auf Nummer sicher gehen und wusste nicht, dass noch einer hinter mir stand.«
Das Paderborner Prunkstück war wieder die Defensive. Andrew Sinkala machte im Mittelfeld sein bestes Spiel für den SCP. Markus Krösche, Roel Brouwers, Nils Döring, David Fall und Tom Starke im Tor bildeten ein Bollwerk, das bis zur 75. Minute unüberwindbar war. Dann reichte eine feine Einzelleistung von Skerdilaid Curri, der Jerome Colinet ausspielte und zum vierten Auer Sieg in Serie einschoss. »So ein Spiel darf man nicht verlieren. Wir haben hinten eine halbe Chance zugelassen und vorne zwei Riesenmöglichkeiten nicht genutzt«, meinte Brouwers.
Nach fünf Spielen ohne Tor wird der Angriff auf die Paderborner Stürmer natürlich stärker. Kapitän und Sturmspitze René Müller wollte den Angriff aber nicht allein ins Abseits stellen: »Ohne brauchbare Bälle können wir vorne auch nicht viel machen«, meinte Müller und sah das SCP-Spiel so: »Bis 20 Meter vor des Gegners Tor haben wir guten Fußball gespielt. Nur dann, wenn es gefährlich werden muss, dann kommt der letzte Pass nicht an.«
Das ist sicher richtig, dennoch wird der Druck immer größer. Am Freitag kommt der ebenfalls angeknockte SC Freiburg. Seitz, früher selbst mal Stürmer, kommt für einen Einsatz (»Ich kann sie ja nicht selbst reinhauen«) nicht in Frage und bleibt mit seinen 42 Jahren lieber auf der Trainerbank. Dem Coach ist es auch egal, wer jetzt trifft: »Von mir aus können sich die Freiburger den Ball auch selbst reinhauen, wichtig ist, dass alle Punkte endlich wieder in Paderborn bleiben.«
Mit dem 0:1 setzte der SC Paderborn im Erzgebirge noch weitere Serien fort: Bei den Veilchen gab's in der zweiten Liga auch im dritten Spiel noch kein Tor, noch keinen Punkt und deshalb am Sonntag das nächste blaue Auge.

Artikel vom 27.11.2006