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Süßer Weihnachtsgruß
Der berühmte Dresdener Stollen hat eine lange Tradition
Auf dem weihnachtlichen süßen Teller darf er nicht fehlen: Christstollen - mit oder ohne Rosinen, mit Mandeln, Marzipan oder anderen feinen Zutaten. Zu besonderer Berühmtheit brachte es der Dresdener Stollen. Er ist als traditioneller süßer Weihnachtsgruß alle Jahre wieder weltweit begehrt.
Nach dem berühmtesten Gebäck der Stadt, dem Striezel, wie der Stollen früher genannt wurde, erhielt auch der Dresdener Weihnachtsmarkt seinen Namen. »Dieser Striezelmarkt geht auf ein Privileg aus dem Jahr 1434 zurück«, erklärt Heidrun Reim, Historikerin am Dresdener Stadtmuseum. Zunächst wurde dort nur Fleisch verkauft, bald kamen aber andere Waren hinzu, allen voran der Striezel.
Das Gebäck wurde in Dresden zum ersten Mal im Jahr 1471 in den Rechnungen der städtischen Materni- und Bartholomäi-Hospitäler erwähnt. Sieben Groschen bekam damals ein Bäcker für einen Striezel. Und zur guten Tradition gehörte es in Dresden auch, dass der Bürgermeister seine Ratsherren alljährlich zu einem adventlichen Striezelessen einlud.
Eine knifflige Situation hatten die Dresdener zu meistern, als der Papst im 15. Jahrhundert ein generelles Butterverbot erteilte. »Natürlich haben sich unser Kurfürst Ernst von Sachsen und sein Bruder Albrecht gleich mit der Bitte an den Papst gewandt, das Butterverbot wieder aufzuheben«, erzählt Heidrun Reim. Denn das Öl, das als Ersatz diente, musste eingeführt werden und war sehr teuer. Außerdem war der Stollen den Dresdenern schon damals heilig. Die Intervention hatte Erfolg: Das Verbot wurde gelockert und die Dresdener hatten ihren geliebten Butterstriezel wieder.
Wie Lübecker Marzipan ist auch der Dresdener Stollen schon seit vielen Jahrzehnten patent- und markenrechtlich geschützt. »Was die Rezeptur angeht, bestehen konkrete Festlegungen«, sagt Wolfgang Hesse, Geschäftsführer des »Schutzverbands Dresdener Stollen e. V.«. Jede der etwa 150 Dresdener Bäckereien und Konditoreien, die Dresdener Stollen herstellen dürfen, muss sich genau daran halten. Dennoch bestehen Unterschiede, weiß Hesse: »Jeder Bäcker hat sein eigenes Gewürzgeheimnis, das über Generationen hinweg gehütet wird.«
Stollen sind generell sehr lange haltbar, vorausgesetzt sie werden kühl und trocken gelagert. Experte Hesse empfiehlt dazu Keller, Schlafzimmer oder auch Balkon, allerdings darf der Stollen keinen Frost abbekommen. Damit er saftig bleibt, hebt man ihn am besten in der Originalverpackung auf oder wickelt ihn nach alter Methode in Leinentücher und legt ihn in eine Holzwanne.
Doch nicht nur in Dresden, auch in anderen Regionen Deutschlands bekommen Stollenfans das Festtagsgebäck in feinster Qualität und großer Vielfalt. Besonders bekannt sind schlesische, fränkische, rheinische und süddeutsche Stollen. Markenzeichen des Rheinischen Stollens etwa ist die saftige Füllung aus Marzipan. Thüringer Stollen wird glasiert und mit kandierten Früchten veredelt. Daneben stehen dem Stollengenießer viele weitere leckere Sorten zur Auswahl: für Figurbewusste Quarkstollen als leichte Variante, für Gesundheitsbewusste Vollkornstollen, und sogar neue Kreationen wie Glühwein-, Champagner- oder Kirschstollen finden sich.

Artikel vom 23.12.2006