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Ärzte bereit zur
Podiumsdebatte

Pflegedienst TeutoCare sorgt weiter für Wirbel

Von Gerhard Hülsegge
Bielefeld (WB). Zur Versachlichung der Diskussion um den neuen hausärztlichen Pflegedienst »TeutoCare« in Bielefeld hat die Deutsche Gesellschaft für Versicherte und Patienten (DGVP) eine Podiumsdiskussion vorgeschlagen. Die Ärzteschaft ist dazu grundsätzlich bereit.

Zwar versteht Dr. Klaus Reinhardt, Vorstandsmitglied der Teuto-Lab AG, die den ambulanten Pflegedienst TeutoCare mit Sitz an der Westerfeldstraße betreibt, die aktuelle Aufregung um den »Mini-Dienst mit acht Leuten«, wie er sagt, nicht. »Es ist unglaublich. Man tut so, als wäre der Vesuv ausgebrochen«, meinte der 46-jährige Internist aus Quelle am Freitag zum WESTFALEN-BLATT. Lust verspüre er nicht, mit einem »wild gewordenen Haufen von Pflegediensten« über mögliche Interessenkonflikte oder die Berufsordnung zu debattieren. Um zur »Deeskalation« beizutragen, stelle er sich aber der Diskussion, wenn eine entsprechende Anfrage an ihn gerichtet werde.
30 Leiter ambulanter Pflegedienste in Bielefeld hatten sich, wie berichtet, unlängst zur Krisensitzung bei »Mobilitas« getroffen, um Möglichkeiten auszuloten, wie man gegen die unerwünschte Konkurrenz vorgehen könnte. Sie sehen die freie Entscheidung des Patienten bei der Wahl eines Pflegedienstes nicht mehr gegeben.
»Für die Versicherungen ergibt sich die Gefahr, dass durch die einseitige Verordnung von Leistungen zur Pflege durch den jeweils an der TeutoCare beteiligten Arzt die Leistungen der häuslichen Pflege ausgedehnt werden und zwar, um den Pflegebedürftigen und die Angehörigen nicht als Patienten zu verlieren«, kritisiert jetzt auch die DGVP mit Sitz in Heppenheim. Umgekehrt könne es passieren, dass notwendige Leistungen im Konflikt mit der Krankenkasse oder der Pflegeversicherung nicht verordnet würden.
»Wir werden peinlich darauf achten, dass unsere Berufsordnung eingehalten wird«, betonte Dr. Reinhardt. Deshalb werde keiner der zurzeit rund 60 Teuto-Lab-Aktionäre seine Stellung als Arzt ausnutzen und seinen Patienten stets nicht nur einen, sondern mindestens fünf Pflegedienste, mit denen man gut zusammenarbeite, zur Auswahl anbieten. TeutoCare werde sich seinen guten Ruf erarbeiten und das werde sich »herumsprechen«. Auch wenn selbst die Krankenhäuser inzwischen eigene Pflegedienste betrieben und ihre Patienten zu 100 Prozent dorthin schickten. »Das finden alle in Ordnung«, wundert sich Dr. Reinhardt.
Eine Veröffentlichung darüber, welche der rund 150 Bielefelder Hausärzte im Besitz von Teuto-Lab-Aktien sind, hält der Internist aus Quelle nicht für nötig. Aber er ist sicher: »Es werden immer mehr.«

Artikel vom 25.11.2006