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Ein Abschiedsgottesdienst am 1. Advent

Marodes Dach brachte nach 36 Jahren das Aus - St. Johannes wird im Frühjahr abgerissen

Von Annemargret Ohlig
(Text und Fotos)
Senne (WB). 36 Jahre lang war sie der Mittelpunkt der katholischen Christen im Senner Ortsteil Windflöte: die Kirche St. Johannes. Am 1. Advent (3. Dezember) geht dieser Mittelpunkt jedoch verloren. Mit einem letzten Gottesdienst wird dann Abschied genommen. Voraussichtlich im Frühjahr soll das Gotteshaus abgerissen werden.

Die hl. Messe am Abend wird Weihbischof Manfred Grothe mit der Gemeinde feiern und die Kirche »profanisieren« - das heißt, ihre Weihe wird rückgängig gemacht. Am Schluss der hl. Messe wird das Allerheiligste aus dem Tabernakel in die St. Bartholomäuskirche überführt.
Der traurige Anlass für den endgültigen Abschied von dem Kirchengebäude, das äußerlich so gar nicht marode wirkt, ist das seit längerem defekte Dach mit angefaulten Dachsparren. »Eine Neueindeckung wäre unumgänglich gewesen und die hätte etwa 300000 Euro gekostet«, erklärt Pfarrer Richard Hesse. Wegen der immer knapper werdenden Finanzen hatte des Erzbischöfliche Generalvikariat in Paderborn diese Sanierung jedoch abgelehnt und die Schließung von St. Johannes angeordnet. Damals einigte man sich aber darauf, die Kirche »abzuwohnen«, sie so lange es irgend möglich sei, geöffnet zu halten.
Doch dann brachen Anfang 2006 in Süddeutschland marode Hallendächer unter der Schneelast ein, viele Menschen kamen dabei zu Tode. Eine Katastrophe, die möglicherweise ähnlich auch in Senne würde passieren können, wenn man das sanierungsbedürftige Kirchendach ignorieren würde. Ein Risiko, das keiner eingehen wollte. Die endgültige Entscheidung lautete: Nur noch bis zum Advent 2006 würde es Gottesdienste in St. Johannes geben. Weitere Negativ-Fakten kamen hinzu. Drei Gemeindezentren (St. Bartholomäus/Windelsbleiche, Auferstehung Christi/Togdrang und St. Johannes/Windflöte) seien für eine einzige katholische Kirchengemeinde mit ihren etwa 3500 Mitgliedern nicht mehr tragbar.
Darüberhinaus beträgt der jährliche Mitgliederschwund im Gemeindeteil in der Windflöte etwa 30 Personen. Hesse: »1988 waren es noch mehr als 900, 2005 nur noch etwa 560 Gemeindemitglieder.« Diese »Negativ-Statistik« lässt sich noch weiterführen: Nur etwa 50 Menschen besuchten sonntags den Gottesdienst in der mit 370 Sitzplätzen ausgestatteten Kirche, weitere 30 bis 40 kämen aus den übrigen Gemeindeteilen und aus dem benachbarten Friedrichsdorf. Durch die Überalterung schrumpften die Zahlen weiter. »Das sind ernüchternde Fakten. Aber unser Herz und unser Gemüt schlagen nicht nach Zahlen, auch in St. Johanes nicht«, sagt Pfarrer Hesse.
Sein Dank gilt besonders den Gemeindemitgliedern, die in all den Jahren mit großem Engagement um das Gemeindeleben bemüht waren und sich liebevoll und oft ehrenamtlich um das Gemeindezentrum gekümmert haben. Hesse: »Ich danke aber auch im Voraus all denen, die nicht nur zurückblicken, sondern die Herausforderung des Neuen annehmen und aus dem, was jetzt ist, das Beste machen.« Künftig wird es sonn- und feiertags einen Kirchenbus geben, der von der Windflöte zum Hochamt um 10.30 Uhr nach St. Batholomäus und zurück fährt.Die Regelung gilt zunächst für sechs Monate.

Artikel vom 25.11.2006