25.11.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Referees bis Schlusspfiff regelfest

Handball: TSG feierte Lemgoer Bonuspunkt und Geburtstag von Jan-Henrik Werner

Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Es gab Schnitzel mit Spiegelei und Pommes. Bei gutbürgerlicher Hausmannskost und feucht-fröhlich dazu feierte die TSG Altenhagen-Heepen im nahe gelegenen Hotel »Ilsetal« nach dem 24:24-Bonuspunkt bei der HSG Handball Lemgo II in den 20. Geburtstag von Linksaußen Jan-Henrik Werner rein. Nebenan die Herren Averbeck/Kutschmann aus dem Handballkreis Münster, die in der Schlusssekunde »regelfest« blieben.

Gab es doch eine verblüffende Parallele zum annullierten 18:19 vor sechs Wochen. Lemgos blaue Jungs veranstalteten verfrüht ihre Veitstänze, nachdem der A-Jugendliche Sven Toepelt den Ball über die Fünf-Mann-Mauer der TSG und vorbei am starken Pascal Welge (20 Paraden) platziert hatte. Denn vorher war bereits die Sirene ertönt, und folgerichtig entschieden die Referees auf Wiederholung. Diesmal warf Toepelt in die andere Ecke, und gottlob hatte Welge seine Finger dazwischen.
»Das Spiel war vorbei. Die hätten den Treffer mal geben sollen. Dann hätte ich wieder Protest eingelegt«, schmunzelte TSG-Coach Jörg Harke und erntete für diese Aussage ein vergnügtes Lemgoer Echo. »Da willigen wir sofort ein und hätten dann nochmal ein volles Haus.«
Auch wenn für die Bielefelder, die die letzten zehn Minuten mit 2:7 verloren, in der Volker-Zerbe-Halle weitaus mehr möglich war; auch wenn Coach Harke (»wir hätten den Sack früher zumachen müssen«) in der entscheidenden Phase »leichte Ballverluste« monierte - »der Protest hat sich gelohnt«, frohlockte er.
Es war ebenso imponierend wie überraschend, wie die aggressive 3:2:1-Abwehr den weiterhin ungeschlagenen Lippern den Schneid abkaufte und in den ersten 26 Minuten (11:6) nur fünf Feldtore zuließ. Die beiden starken »Halben« der TSG, Dirk und Malte Schröder, kamen überhaupt nicht zum Zuge. TuS 97-Spion Thorsten Lehmeier auf der Tribüne sah nichts, wovor sich der Primus am 8. Dezember im Gipfeltreffen fürchten müsste.
Aber es war klar, dass sich der enorme Kraftverschleiß angesichts fehlender gleichwertiger Wechselalternativen - die verletzten Rückraumspieler Martin Glüer und Johann-David Starck wurden über die volle Distanz geschont - irgendwann in Bielefelder Konzentrationsverlusten niederschlagen würde. »Ich bin total kaputt«, sagte ein »erleichterter« Falk von Hollen hinterher. »Im Angriff konnte ich keine Impulse mehr setzen, konnte nicht mehr ziehen, nicht mehr reißen, keine Leute mehr binden.« Dafür war er ein wichtiger Stabilisator in der Abwehr.
Marcel Müller, mit 9/6 Treffern erfolgreichster TSG-Werfer, ließ den TSG-Anhang leiden. »Was der macht, ist irgendwo zwischen Genie und Wahnsinn angesiedelt«, kommentierte Fritz Kölling die Abschlusshandlungen des Lippers in den letzten sechs Minuten.
Müller ließ sich den Ball aus der Hand luchsen, was zum 22:21 führte, verwandelte den Siebenmeter zum 23:21, egalisierte 60 Sekunden vor Schluss zum 24:24 und vergab aufgrund eines überhasteten, saft- und kraftlosen Wurfes 15 Sekunden vor Schluss den möglichen TSG-Sieg.
Gleichwohl zeigte sich Müller »froh« über den Punktgewinn und lobte das Durchhaltevermögen der dezimierten TSG-Crew. »Wir sind konditionell bärenstark.« Hin- und hergerissen meinte auch Janni Werner: »Die Einstellung hat total gepasst. Nimmt man beide Spiele, ist das Ergebnis so verdient.«
Jörg Harke honorierte die engagierte Vorstellung der Mannschaft und gab ihr bis Dienstag trainingsfrei. Im nächsten Spitzenspiel gegen den TuS Ferndorf sollen alle wieder richtig ausgeruht sein.

Artikel vom 25.11.2006