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Kleine Fehler - große Wirkung

Paderborn Baskets verlieren Klassespiel: Dem Trainer reißt der Geduldsfaden

Von Hans Peter Tipp
Paderborn (WB). Es fehlte wirklich nicht viel: Wenn man es ganz genau nimmt, sogar noch etwas weniger als in den Begegnungen zuvor. Doch am Ende war es wie immer seit dem Aufstieg. Wieder mussten die Paderborn Baskets gegen einen Großen der 1. Basketball-Bundesliga klein beigeben.

Dennoch war die 62:64 (31:37)-Niederlage des Aufsteigers aus der ostwestfälischen Domstadt am Samstag gegen den bisherigen Tabellenführer Ludwigsburg ein richtig gutes Basketballspiel - extrem spannend, intensiv in der Verteidigung, dabei auf hohem taktischen Niveau. Eine Partie, die mehr Zuschauer als die offiziell 2500 Besucher verdient gehabt hätte -Êund ein anderes Ende.
Nach einem 2:12-Fehlstart (5.) machten die Gastgeber lange vieles richtig. Publikumsliebling Tim Black (15 Punkte) erwies sich erstmals nach der Verletzungspause wieder als bester Werfer. Zusammen mit Sergerio Gipson (9) führte er die Hausherren zurück. Im zweiten Durchgang stand das Geschehen, das vor allem bei der Rückwärtspass-Rückwärtsdunking-Kombination von Gipson mit Reggie Golson (13 Punkte) auch eine spektakuläre Note annahm, lange auf des Messers Schneide. Sechs Mal wechselte die Führung allein im Schlussviertel.
Schließlich brachten sich die Paderborner in der letzten Minute selbst um den möglichen und verdienten Lohn. Erst vergab Marius Nolte einen Korbleger, dann verfehlte Steve Esterkamp von der Freiwurflinie. Weil Ludwigsburg diese Geschenke ausschlug, schien die Wende am Ende doch noch möglich. Sechs Sekunden waren es noch: Da hatten die Baskets bei einem Einwurf unter dem gegnerischen Korb die Option auf den letzten Wurf. Doch Golson, schnell noch eingewechselt, »verpasste« den Favoritensturz: Statt zum bereits postierten Mitspieler Tim Black spielte er den Ball dem Ludwigsburger Gordon Scott in die Hände. Aus und vorbei.
So war es für Manager Nima Mehrdadi (»Ich habe keinen Unterschied zwischen Tabellenführer und Aufsteiger gesehen«) kein Trost, die mit viel Selbstvertrauen ausgestatteten Gäste am Rande einer Niederlage gehabt zu haben. Derweil brachte es Cheftrainer Douglas Spradley, ansonsten mit viel Geduld ausgestattet, aus der Fassung, dass seine Akteure erneut an sich selbst scheiterten.
»Ich verteidige die Spieler nicht mehr. Man kann kein Spiel gewinnen, wenn man acht Korbleger daneben wirft. Wir müssen aufhören, diese leichten Fehler zu machen. Irgendwann müssen die Spieler begreifen, dass sie auf die Art kein einziges Spiel gewinnen werden«, schimpfte der Paderborner Coach. Derweil atmete der Spitzenreiter, der trotz des Sieges wegen der schwächeren Korbdifferenz auf Platz abrutschte, durch. Co-Trainer Benjamin Tokmadzic: »Dieser Sieg bedeutet uns sehr viel. Hier werden andere Mannschaften noch Federn lassen.«
Vor dem nächsten Heimspiel gegen die Baskets Bonn im winterlichen Gerry Weber Stadion (Sonntag, 10. Dezember, 16 Uhr) wollen sich die auf Rang 14 abgerutschten Paderborner nun zwei Mal selbst beweisen, dass sie noch siegen können. Im Pokal ist am Mittwoch beim Zweitligisten Phoenix Hagen ein Sieg Pflicht. Auch in der Liga ist am Samstag in Braunschweig etwas drin.

Artikel vom 27.11.2006