27.11.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Warten bis Weihnachten

Noch hält Klose die Bedeutung seiner Jubelzeichen geheim


Von Dirk Schuster
Bremen (WB). Wenn Torjäger dieser Bezeichnung nicht mehr gerecht werden, bedienen Journalisten gern den Taschenrechner. Dann verkünden sie: Seit soundsoviel Minuten wartet Stürmer XY jetzt schon auf einen Treffer. Miroslav Klose zum Beispiel wartete in dieser Fußball-Saison zwischendurch mal 797 Minuten auf ein Tor. Samstag in Bremen hätte es allerdings heißen müssen: Seit 65 Minuten warten die Journalisten jetzt schon auf Miroslav Klose.
Zwei Treffer gegen Arminia erzielt, den dritten vorbereitet: Der 28 Jahre alte Bremer hatte wirklich allen Grund, sich im Erfolg zu baden. »Miro sitzt im Entmüdungsbecken und guckt Fußball«, berichtete Werder-Manager Klaus Allofs der ungeduldig werdenden Medien-Meute. »Es kann noch etwas dauern.« Als der Spieler des Spiels um 18.20 Uhr endlich geduscht, gefönt und angezogen aus der Kabine kam, war er es, der den Journalisten die allererste Frage stellte: »Habt ihr kein Zuhause?«
Dann stand »Klosinho«, wie TV-Experte Franz Beckenbauer den Bremer nach dessen brasilianisch angehauchter Darbietung taufte, Rede und Antwort. Und sprach - typisch Klose - von einer tollen Mannschaftsleistung der Bremer, zu der auch er seinen Teil beigetragen habe.
Besser traf es DSC-Torwart Mathias Hain, der seinen Kontrahenten einen »Weltklassestürmer« nannte. Arminia-Trainer Thomas von Heesen verriet sogar: »So einen Spieler würde ich auch gern trainieren.«
In der Form von Samstag hatte man den Nationalspieler lange nicht erlebt, auch wenn es natürlich kein Geheimnis ist, dass Klose ein Klassefußballer ist.
Geheim aber blieb die Zeichensprache des Doppeltorschützen, der sich nach beiden Treffern zuerst mit der rechten Faust auf die Brust klopfte, dann einen Platz auf der Tribüne fixierte und schließlich drei Finger zeigte. Wem das Zeichen galt und was es bedeutet, das verriet er nicht. »Die Person, der das gilt, weiß Bescheid. Bald ist Weihnachten, da muss man sich mal überraschen lassen«, sagte Klose. Schon wieder lässt er andere warten.

Artikel vom 27.11.2006