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Giftanschlag

Eine verdächtig lange Liste


Es sind schwere Vorwürfe, die der verstorbene Ex-Geheimdienstler Alexander Litwinenko in seiner Abschiedserklärung gegen Kremlchef Wladimir Putin erhebt. Für diese zunächst einmal ungeheuren Beschuldigungen wird es wohl niemals einen konkreten Beweis geben. Doch es gibt viele Gründe für den Verdacht, dass russische Kreise hinter diesem möglichen Giftmord stehen.
Zwar wäre es der erste Giftanschlag im Westen nach dem Ende des Kalten Krieges, aber es fällt auf, dass Litwinenko als Putin-Kritiker galt und der frühere Agent im Fall der im Oktober in Moskau erschossenen regimekritischen russischen Journalistin Anna Politkowskaja recherchierte. Auch sie war ja nicht das erste Opfer eines politischen Mordkomplotts in Russland.
Die Liste ließe sich fortsetzen. Verlor nicht auch der prowestliche ukrainische Präsidentschaftskandidat Viktor Juschtschenko durch einen Dioxin-Anschlag fast sein Leben? Auch damals fiel ein Schatten auf den russischen Geheimdienst.
Und dass man nicht allzu kritisch mit der politischen Führung in Moskau umgehen darf, musste in dieser Woche erst wieder ein russischer Journalist erfahren, der zu fünf Jahren Haft verurteilt wurde. Sein Vergehen: Er hatte die Präsenz russischer Truppen in der nach Unabhängigkeit strebenden Kaukasus-Republik Tschetschenien als Besetzung bezeichnet und Putin kritisiert. Da muss man doch misstrauisch werden. Dirk Schröder

Artikel vom 25.11.2006