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Siemens will hart durchgreifen

Finanzaffäre: Konzern kündigt Suspendierung verdächtiger Mitarbeiter an

München (dpa). Der von einer Finanzaffäre erschütterte Siemens-Konzern will jetzt hart durchgreifen. »Wir müssen Unregelmäßigkeiten schonungslos aufklären und ahnden«, sagte Siemens-Chef Klaus Kleinfeld gestern in München.

Einer der Beschuldigten hat nach Informationen der »Süddeutschen Zeitung« Schmiergeldzahlungen zugegeben. Demnach sagte ein langjähriger Angestellter bei der Staatsanwaltschaft aus, Siemens habe den früheren Präsidenten von Nigeria, Sani Abacha, bestochen.
Der frühere Siemens-Beschäftigte habe ausgesagt, in Afrika und anderen Teilen der Welt sei es oftmals nur mit Sonderzahlungen möglich, Aufträge zu bekommen. Bei diesem Beschuldigten handle es sich um einen der sechs früheren oder aktiven Mitarbeiter, die bereits in Untersuchungshaft sitzen.
Kleinfeld sagte, Mitarbeiter, bei denen sich der Verdacht erhärte, würden unmittelbar suspendiert. Die Staatsanwaltschaft hatte am Vortag mitgeteilt, dass vermutlich mehr als 200 Millionen Euro veruntreut worden seien. Eine Bande, zu der auch ehemalige Bereichsvorstände gehörten, soll das Geld für die Finanzierung schwarzer Kassen im Ausland eingesetzt haben.
Derzeit sind sechs Verdächtige in Haft. Die Suspendierung solle erfolgen, wenn ein »hinreichender Verdacht« vorliege, hieß es bei Siemens. Dieser solle vom Ombudsmann festgestellt werden. Siemens hatte in der vergangenen Woche den Nürnberger Rechtsanwalt Hans-Otto Jordan zum Ombudsmann berufen. Damit wurde eine externe Anlaufstelle auch für anonyme Hinweise eingerichtet.
Siemens hatte eingeräumt, vor über einem Jahr über staatsanwaltschaftliche Ermittlungen in der Schweiz im Bereich der Festnetzsparte Com informiert worden zu sein. In der vergangenen Woche wurde die Affäre öffentlich, als bei einer Großrazzia die Konzernzentrale und zahlreiche Niederlassungen durchsucht wurden. Nun sollen die Verhaltensregeln für die Mitarbeiter deutlich verschärft werden. »Mitarbeiter, die unsere Compliance-Regeln missachten, schaden Siemens in jeder Hinsicht«, sagte Kleinfeld. »Das können wir nicht hinnehmen.«
Die Inhaftierten hatten sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft »zu einer Bande zusammengeschlossen, um fortgesetzt Untreuehandlungen zum Nachteil der Firma Siemens durch die Bildung schwarzer Kassen im Ausland zu begehen«. Dabei war offenbar auch zwei Mitarbeiter des Rechnungswesens und der internen Revision beteiligt. Seite 4: Kommentar

Artikel vom 24.11.2006