25.11.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Ich habe Sam
Hawkins geliebt«

Ralf Wolter wird am Sonntag 80

München/Berlin (dpa). Mit Karl May ging sein Stern auf: Als kauziger Trapper Sam Hawkins wurde Ralf Wolter in den 60er Jahren zu einem der populärsten Schauspieler in Deutschland.

»Meine Rollen bei Karl May, vor allem der Sam Hawkins, haben mich nun mal berühmt gemacht«, ist dann auch das nüchterne Fazit des Komödianten, der in mehr als 50 Jahren in fast 150 Filmen zu sehen war. »Ich bin glücklich mit der Rolle gewesen, es war eine meiner schönsten Zeiten«, erinnert sich Ralf Wolter, der am Sonntag seinen 80. Geburtstag feiert.
Der »im Kohlrübenjahr 1926« geborene Sohn einer Musikerin und eines Zirkusartisten entdeckte bei sich schon früh einen »fatalen Hang zum Schreiben, Komponieren und Sinnieren«, der ihn zunächst zum Kabarett führte. Es folgten Engagements an Berliner Theaterbühnen und beim Film, unter anderem in Billy Wilders Nachkriegs-Komödie »Eins, zwei, drei«, in der Wolter einen russischen Agenten mit Glatzkopf spielte. Er selbst sah sich immer als »leidenschaftlichen Allround- Darsteller«, auch wenn der gebürtige Berliner lange Jahre als Idealbesetzung für liebenswerte Trottel und Tollpatsche galt.
Ein dunkler Schatten fiel vor gut drei Jahren auf Wolters Leben und Karriere. Seit dem Verkehrsunfall auf der Autobahn Hamburg-Berlin ist sein Schauspielerdasein nicht mehr wie es früher war. Wolter hatte bei einem Baustellenstau auf der Autobahn gewendet und dadurch den Tod von drei Menschen verschuldet. 2003 wurde er wegen fahrlässiger Tötung und Gefährdung des Straßenverkehrs zu zehn Monaten Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt. Bei der Gerichtsverhandlung entschuldigte sich Wolter bei den Hinterbliebenen der Opfer.
Vor allem in seiner Heimatstadt Berlin, wo er auch schon früher im Renaissance-Theater und in der Komödie am Kurfürstendamm große Erfolge hatte, fühlt sich Wolter wohl. »Hier ist das Publikum, das meine Sprache, meinen Witz, soweit ich ihn noch habe, am besten versteht.« Doch trotz vieler anderer Rollen, auch in Fernsehproduktionen wie »Tatort«, »Der Alte«, »Ein Schloss am Wörthersee« oder »Küstenwache«, bleiben seine Auftritte mit »Winnetou« Pierre Brice und »Old Shatterhand« Lex Barker in Erinnerung.
»Festlegung ist lästig und jeder kann sich denken, dass die Reduzierung eines Schauspielerlebens auf eine einzige Rolle nicht das ist, wovon eine Schauspielerseele träumt«, sagte Wolter. »Aber ich habe Sam Hawkins geliebt, sonst wäre er auch nicht so geworden. Das war das Schlitzohr im Walde, das vor sich hinmümmelt.« Und: »Komischerweise fiel diese Rolle auf mich zurück. Die Leute sagten: der ist ein dufter Kerl.«

Artikel vom 25.11.2006