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Die Planeten machen sich etwas rar

Der Sternenhimmel über Ostwestfalen-Lippe im Monat Dezember

Von Reinhard Wiechoczek
Abgesehen davon, dass Sterne unbelebte Materie darstellen und selbstredend nichts »kennen« können, verkörpern Jahreszeiten lediglich Parameter von Planetenbahnen und Planeteneigenheiten wie etwa die Achsneigung gegen die Umlaufbahn.

Sterne halten ihre Positionen innerhalb der Galaxis in absolut lebensfeindlichen Räumen, ja sie selbst sind lebensfeindlich. Leben ist, das wissen wir heute sehr genau, nur unter bestimmten Bedingungen innerhalb enger Grenzen in der Umgebung eines Sterns möglich, in der Biosphäre, die sich bei unserem Heimatstern, der Sonne, zwischen der Venus- und Marsbahn befindet und durch die Erde optimal repräsentiert wird.
Vor diesem komplexen Hintergrund unternimmt nun das Leben in Form des Menschen den Versuch, den Sternenhimmel intelligent zu erforschen, gefühlsmäßig zu würdigen oder ihn primitiv zu deuten in astrologischem Aberwitz oder ihn gar in Starwars-Szenarien zu vermarkten und im nahen Erd-Orbit militärisch aufzumarschieren.
Am 22.12.2006 um 1.22 Uhr ist Winteranfang, weil sich der Nordpol der Erde am weitesten von der Sonne wegneigt, dadurch die Sonne 23,4 Grad südlich des Äquators steht und zwar im Sternbild Schütze, das sie bereits am 18.12. um 12.00 Uhr aus dem Schlangenträger kommend betrat. Auf die Sonne selbst hat das überhaupt keinen Einfluss. Ebenso wenig davon betroffen ist der Erdtrabant, der als Vollmond am 5.12. um 1.25 Uhr im Stier 27,2 Grad nördlich des Äquators prangt, am 12.12. (15.32 Uhr) im Letzten Viertel den Löwen besetzt, als Neumond am 20.12. (15.01 Uhr) sich mit der Sonne im Schlangenträger vereint und am 27.12. um 15.48 Uhr im Ersten Viertel vor den Fischen erscheint.
Jahreszeitlich bedingt ist auch das Antlitz des Sternenhimmels, also der Anblick von der Nordhalbkugel der Erde aus. Für OWL ein paar Eckdaten: Im Zenit Perseus mit dem Veränderlichen Algol und den offenen Sternhaufen h und chi (Teleskop erforderlich), im Nordwesten der abtauchende Schwan, im Westen das Herbstviereck Pegasus. Im Nordwesten der aufsteigende Große Bär, im weiten südöstlichen Areal das komplette Wintersechseck mit Sirius (Großer Hund), Rigel (Orion), Aldebaran (Stier), Kapella (Fuhrmann), Pollux (Zwillinge) und Prokyon (Kleiner Hund). Im Süden der langgestreckte Eridanus, im Norden der gewundene Drache, der den Kleinen Bären umgibt. Die Milchstraße verläuft von Südost über den Zenit nach Nordwest.
Die Planeten machen sich rar. Venus kommt im letzten Monatsdrittel an den Abendhimmel, -3.9m im Gebiet Schlangenträger/Schütze. Saturn wird am 6.12. stationär und setzt im Löwen zur Oppositionsschleife an, geht mit 0.2m von Anfangs 22.14 Uhr immer früher auf. Uranus, nur im Fernglas oder Teleskop zu erfassen, bekommt Besuch am 25.12. um 21.00 Uhr durch den Mond, der 1,6 Grad (das sind etwa drei Monddurchmesser) nördlich steht.
Vom 7. bis 17. 12. erwarten wir die Geminiden-Sternschnuppen, Ausstrahlungspunkt 1 Grad südwestlich von Kastor, vom 17. bis 24.12. die Ursiden, Radiant im Kleinen Bären mit Maximum vom 22. auf den 23. Dezember.

Artikel vom 25.11.2006