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»Ich lasse mich nicht hängen«

Patrick Owomoyela fühlt sich trotz Verletzungspause in Bremen wohl

Von Werner Jöstingmeyer
Bremen (WB). Er galt als Shootingstar des deutschen Fußballs. Mit Arminia schaffte er im Sommer 2004 den Aufstieg in die Bundesliga. In Bielefeld avancierte Patrick Owomoyela auch zum Hoffnungsträger der deutschen Nationalmannschaft.

Inzwischen ist es sehr ruhig geworden um den 27-jährigen rechten Verteidiger, der seit 2005 das Trikot des SV Werder Bremen trägt. Aussortiert von Jürgen Klinsmann vor der Weltmeisterschaft spielt der gebürtige Hamburger derzeit auch beim Deutschen Vizemeister keine Rolle.
Vor acht Wochen passierte im Training das Malheur. Ein Teamgefährte grätschte ihm bei einem Zweikampf in die Beine. Die niederschmetternde Diagnose: Sehnen- und Kapselriss im Sprunggelenk sowie die Verletzung einiger Innenbänder. »Normalerweise müsste das längst ausgeheilt sein«, sagt Owomoyela und beschreibt die nachfolgende Problematik so: »Es bilden sich noch immer Flüssigkeiten um den Knochen. Zudem ist die Knochenhaut weiter entzündet und gereizt.«
An eine Rückkehr in Werders Mannschaftskader ist vorerst nicht zu denken. Seine Kontakte zu den Teamgefährten beschränken sich allenfalls auf ein »Hallo«. »Ich sehe die Jungs eigentlich nur auf dem Trainingsgelände, wo ich derzeit auch meine Reha-Maßnahmen durchführe«, ist »Owo« mit der gegenwärtigen Situation alles andere als zufrieden.
Doch Patrick ist ein Kämpfer. »Ich lasse mich nicht hängen und schon gar nicht aus der Bahn werfen«, geht der bekennende Basketball-Fan mit seiner schwierigen Lage sehr professionell um und versichert: »Ich fühle mich in Bremen nach wie vor sehr wohl.« Dennoch vermisst er ein bisschen die Nestwärme, die er in Bielefeld genoss. »Die größeren Vereine wie Werder haben andere Ziele. Dort geht es nur um das große Ganze. Auf Einzel-Schicksale wird hier keine Rücksicht genommen.«
Dass ausgerechnet Bremens Neuzugang Clemens Fritz ihm den Stammplatz auf der rechten Abwehrposition im Verein und mittlerweile auch in der Nationalmannschaft abspenstig machte, ist für Owomoyela schon eine »merkwürdige Situation«. Er könne die Dinge aber trennen, stellt der Ex-Armine fest und gibt zu: »Clemens ist ein guter Typ. Privat verstehen wir uns blendend.«
Das »Sommermärchen« von der WM 2006 im eigenen Lande, von dem Patrick Owomoyela einst nach einem guten »Vorspiel« beim Confederations-Cup vor einem Jahr noch träumen durfte, hat er längst abgehakt. Das sei Schnee von gestern, meint er. Aber eine gewisse Enttäuschung kann er nicht verbergen. Nach elf Einsätzen und anderthalb Jahren im engsten Kader der Nationalmannschaft erhielt er weder von Ex-Coach Jürgen Klinsmann noch von dessen Nachfolger Joachim Löw irgend eine Nachricht, ganz zu Schweigen von Genesungswünschen nach der Verletzung.
Über eine Fortsetzung seiner Karriere im Nationaldress macht sich »Owo« ohnehin keine Gedanken. »Erst muss ich mal gesund werden. Und ohne Einsätze im Verein kann ich mich auch nicht für höhere Aufgaben empfehlen«, zeigt er sich durchaus als Realist.
Jetzt freut sich Owomoyela auf das heutige Wiedersehen mit seinen ehemaligen Kollegen. Der damalige Bielefelder Publikumslieblich spart nicht mit Komplimenten für seinen Ex-Verein: »Schon toll, was aus Arminia geworden ist und wie sich die Mannschaft in der Bundesliga präsentiert.« Es bleibe nicht aus, dass der Kontakt so langsam abreiße, »aber über die letzte SMS von Mathias Hain zu meinem 27. Geburtstag habe ich mich doch sehr gefreut«, gibt das Bremer Sorgenkind gerne zu.
Seinen Vertrag bis 2009 will Patrick Owomoyela an der Weser erfüllen. Selbst ein Ausleihgeschäft, um Spielpraxis zu gekommen, lehnt er kategorisch ab. »So etwas kommt nicht in Frage. Ich werde mich hier durchbeißen und will wieder für Werder spielen. Schließlich habe ich mir den Verein im Sommer 2005 ausgesucht.«

Artikel vom 25.11.2006