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Nur Nils Döring weiß, wie man in Aue siegt

Zweitligist Paderborn im Erzgebirge tor- und punktlos

Von Matthias Reichstein
Paderborn (WB). Die Großeltern leben noch im Erzgebirge, Vater Axel kommt aus dem benachbarten Plauen: Für Paderborns Innenverteidiger Nils Döring ist die sonntägliche Auswärtsaufgabe in Aue ein kleines Heimspiel.

Und dazu noch mit guten Erinnerungen verbunden. Am letzten Spieltag der vergangenen Saison gewann der 26-Jährige mit Siegen im Erzgebirgsstadion 2:0, buchte damit den dritten Erfolg in einer insgesamt aber sehr enttäuschenden Rückrunde. »Meine Familie saß damals auf der Tribüne und hat mir Glück gebracht. Das Gleiche versuchen wir jetzt noch einmal«, sagt Döring.
Sechs Tickets für einen Dreier - so sieht seine Rechnung diesmal aus. Ein Erfolg, der dem SC Paderborn nach vier tor- und sieglosen Spielen besonders gut tun würde. Allerdings ist Aue auch eine Auswärtsaufgabe, die nur ganz schwer zu lösen ist. Auch, weil die Formkurve der Gastgeber genau in die andere Richtung zeigt. Drei Siege in Folge ließen das Punktekonto der Sachsen auf 20 anwachsen und entfachten eine regelrechte Euphorie. Denn so gut stand die Elf von Trainer Gerd Schädlich noch nie. »Trotzdem ist Aue keine Übermannschaft, wir begegnen uns auf Augenhöhe und werden etwas holen«, ist Döring überzeugt, dass die schwarze SCP-Serie des Vorjahres (kein Tor, kein Punkt) gestoppt wird.
In der Offensive haben die Paderborner also im doppelten Sinne Nachholbedarf, entscheidend wird aber auch sein, wie gut die Hintermannschaft steht. Mit 14 Gegentoren gehört die Paderborner Abwehrreihe zwar immer noch zum Besten, was diese Klasse zu bieten hat, doch Verletzungen und Sperren sprengten die Kette zuletzt mehrfach. Der Ausfall von Dusko Djurisic (Außenbandanriss) vor vier Wochen war allerdings das Glück von Nils Döring. Der stand am 22. Oktober beim 2:2 in Essen erstmals in der Start-Elf und spielte in den folgenden sechs Pflichtspielen durch. Zweikampf- und kopfballstark, gutes Stellungsspiel - das zeichnet den Linksfuß aus, eine Schwäche ist sein Antritt. »Nils hat aber ein gutes Auge und kann das kompensieren«, sagt sein Trainer Roland Seitz. Der Defensivmann sieht's ähnlich, verweist auf seine Größe (»Mit 1,90 Metern ist man nicht der Schnellste«) und sagt den Konkurrenten den Kampf an: »Zu Saisonbeginn musste ich auf meine Chance warten, jetzt sind die anderen dran. Ich werde dem Trainer keinen Anlass geben, irgendetwas zu ändern.«
Das klingt so selbstbewusst, wie Döring auch die 90 Minuten angehen will. Ein Sieg muss her, der gleichzeitig Ruhe und Sicherheit für den Rest der Hinrunde bringen soll und zudem viel wertvoller wäre als Dörings jüngstes Erfolgserlebnis im Erzgebirge. Damals standen die Sportfreunde als Schlusslicht der Liga längst als Absteiger fest.
Folgen für den Familienfrieden hätte Paderborns erster Erfolg im fremden Stadion auch nicht. Die Dörings drücken, trotz Heimatliebe, nur ihrem Nils die Daumen.

Artikel vom 25.11.2006