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Der große Meister des
Theaters und Kinos

Würdigungen zum Tod Philippe Noirets

Von Sabine Glaubitz
Paris (dpa). Sich selbst bezeichnete der im Alter von 76 Jahren gestorbene Filmschauspieler Philippe Noiret (wir berichteten bereits in einer Teilauflage) zwar als gewöhnlich und schlicht. Doch gehört er mit 125 Filmen zu den größten Schauspielern Frankreichs.
Etwas Spaß muss sein: Philippe Noiret beim Filmfest in Cannes 2003.Foto: Reuters

Als einen der »größten Meister des Theaters und des Kinos« wurde er am Freitag von Frankreichs Staatspräsident Jacques Chirac gewürdigt. Sein Kulturminister Renaud Donnedieu de Vabres ergänzte, Noiret habe zu den schönsten Seiten französischer Kinogeschichte beigetragen.
Der italienische Regierungschef Romano Prodi hat Noiret als »großen Künstler« gewürdigt, der in den Herzen der Italiener und der Franzosen weiterleben werde. Noiret hatte in seiner Karriere einige seiner schönsten Filme in Italien gedreht, darunter »Cinema Paradiso« von Giuseppe Tornatore und »Die Familie« von Ettore Scola. »Für uns alle war er ein Italiener«, sagte Prodi nach einem Treffen mit dem französischen Präsidenten Jacques Chirac im toskanischen Lucca.
Noiret war kein Star. »Wenn ich zurückblicke, sehe ich jemanden, der korrekt seinen Beruf ausgeübt hat. Ich habe in wenigen schwierigen Filmen mitgewirkt und in nicht genügend anspruchsvollen. Der Durchschnitt ist jedoch nicht schlecht«, bilanzierte der in Lille Geborene mal seine Karriere.
Diese Bescheidenheit schätzten auch zahlreiche der Regisseure, mit denen er zusammengearbeitet hat wie Bertrand Tavernier, Bertrand Blier und Patrice Leconte. »Noiret war großzügig und gesellig. Er hatte keine Starallüren«, meinte Blier. So spielte er mit derselben Überzeugung in »Alexander, der Lebenskünstler« den schuftenden Bauern, der das Bett nicht mehr verlassen will, wie auch den Showmaster im glänzenden Jackett in Chabrols »Masken«. Dieses Prinzip des »konsequenten Variierens der Rollen«, hat sich Noiret zum Erfolgsrezept gemacht. Zweimal wurde er mit der höchsten französischen Filmauszeichnung, dem César, als bester männlicher Hauptdarsteller geehrt.
In einem deutschen Film hat er nie gespielt, obwohl 80 Prozent seiner Autogrammwünsche aus Deutschland kamen: »Wenn ich meine Post anschaue, muss ich in Deutschland bekannter sein als in Frankreich«, sagte er einst.

Artikel vom 25.11.2006