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Der spannende
Alltag eines
Unternehmers

Gesamtschüler bei Wilhelm Böllhoff

Von Michael Diekmann
(Text und Foto)
Brackwede (WB). Nein, an die Schulzeit hat Wilhelm Alexander Böllhoff (41) nicht die besten Erinnerungen. Die Brackweder Gesamtschüler hörten interessiert zu, was der Chef der internationalen Böllhoff-Gruppe über Karriereschritte, Firma, Familie und Wirtschaft berichtete. »Unternehmer zum Anfassen« heißt das Forum von Commerzbank und IHK. Böllhoff lieferte eine ausgezeichnete Premiere.

Glaubt man Thomas Elshorst, Initiator der Aktion und Direktor des Bielefelder Commerzbank-Firmenkundengeschäfts, verlief der Nachmittag in der Bielefelder Böllhoff-Zentrale genau so, wie ihn sich die Verantwortlichen von Bank, Industrie- und Handelskammer und Wirtschaftsjunioren vorgestellt hatten. Wilhelm Böllhoff hatte sichtlich Freude an der Veranstaltung, ließ keine Frage unbeantwortet und durchlief mit den gut vorbereiteten Fragestellern der zehnten Klasse der Brackweder Gesamtschule das ganze Spektrum des international tätigen Familienunternehmens, aber auch des globalen wirtschaftlichen Zusammenhangs.
Insgesamt 250 Interviews von Unternehmern und Führungskräften hatte TNS Emnid im Auftrag der Commerzbank für die Unternehmer-Perspektiven in der Region durchgeführt. Dabei hatten die Befragten unter anderem das negative Image der Unternehmen in der Öffentlichkeit und den unzureichenden Kenntnisstand wirtschaftlicher Zusammenhänge breiter Bevölkerungskreise moniert. Mit dem neuen Angebot »Unternehmer zum Anfassen« möchte Elshorst helfen, Hemmschwellen abzubauen. Auf dem Programm steht zunächst eine umfangreiche Betriebsbesichtungung, dann eine ausführliche Gesprächsrunde mit dem Chef.
Das Verhältnis von Böllhoff und Gesamtschule ist bereits ausgezeichnet. Es gab einige gemeinsame Programmpunkte in der Vergangenheit. Die Entscheidung, Böllhoff und die Schule von Rektorin Veronika Rosenbohm zusammen zu bringen, war deshalb auch schnell getroffen. Bereits am Montag hatten sich die Wirtschaftsjunioren Götz Kaßmann und Christian Altenhöner mit den 14 Schülerinnen und Schülern getroffen und im Unterricht Grundzüge des Wirtschaftssystems diskutiert.
Anschaulich erklärte Wilhelm Böllhoff dann gestern den Aufbau einer Kalkulation. Immerhin hatten die Antworten auf die Frage, wieviel Reingewinn von 100 Euro Umsatz übrig bleiben, von 15 bis fünf Euro gereicht. Böllhoff rechnete den interessierten Zehntklässlern vor, wie nach 80 Prozent Warenwert nur 18 Prozent für sämtliche anfallenden Kosten bleiben und zwei Prozent Gewinn, von denen wiederum ein Prozent als Steuer direkt an den Staat geht. Von dem verbleibenden Euro, unterstreicht Böllhoff, gehen in seinem Unternehmen wiederum 80 Prozent als Investition gleich wieder in den Betrieb, den es zukunftsfähig zu halten gilt. Dem Juniorchef, der das Traditionsunternehmen gemeinsam mit seinem Bruder Michael lenkt, gelang es anschaulich, Wirtschaftseinsteigern zu verdeutlichen, wie hoch der unmittelbare Einfluss von gestiegenen Rohstoffkosten oder Energiepreisen auf den Kostenapparat insgesamt ist.
Weil das Thema aber »Feuer frei« hieß, ließ Böllhoff keine Frage unbeantwortet. Die eigene Arbeitszeit, einen Tag in der Firma, schilderte er, beantwortete zusammen mit Personalreferent Burkhard Hellweg zugleich, wie international Böllhoff aufgestellt ist. Mehr als 24 Nationalitäten arbeiten beim Schraubenprimus. Und die Karrierechancen für Nachwuchskräfte mit ausländischen Vorfahren steigen, je internationaler Böllhoff ist. Beispiel Russland: Dort zeichnet ein ehemals in Bielefeld tätiger Logistiker für das Lager in Nowgorod verantwortlich. Böllhoff: »Der spricht beide Sprachen, kennt sich aus.«

Artikel vom 24.11.2006