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15 Beamte suchen im »Netz«

Nach Amoklauf tauchen immer neue Botschaften auf

Emsdetten (dpa). Drei Tage nach dem Amoklauf an der Geschwister-Scholl-Schule im münsterländischen Emsdetten sind gestern weitere Einzelheiten zu den Motiven des 18-jährigen Täters bekanntgeworden. Ein Video von mehreren: Bastian B. mit einer Pump-Gun, aufgenommen möglicherweise im elterlichen Wohnzimmer.

Der Ex-Schüler hinterließ ein Abschiedsvideo, um sich nach seinem Selbstmord öffentlich zu rechtfertigen. In dem im Internet verbreiteten Videofilm, der im Wohnzimmer seines Elternhauses in Emsdetten gedreht wurde, nennt er die Gründe für den Hass auf seine frühere Schule. Der Amokläufer hatte Montag in der Schule wahllos um sich geschossen und 37 Menschen verletzt.
In dem Video sagt der 18-Jährige in englischer Sprache, »seit der ersten Klasse war ich ein Verlierer«. Er sei getreten und bespuckt worden. Von sich selbst sagt er: »Ich war kein Mensch, ich war göttlich.« Und weiter: »Ich habe das Massaker geplant und wollte alle töten.« Das Video endet mit dem Satz: »Das ist Krieg.« Die Äußerung »ich war göttlich« bezeichnete der Ratsvorsitzend er der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, als »erschreckend«. »Das ist eine Dimension, die uns alle sehr nachdenklich machen muss«, sagte er.
Knapp drei Wochen vor seiner Tat hatte der Amokläufer wahrscheinlich eine weitere Spur zu möglichen Attentatsplänen in einem Internetforum hinterlassen. Er schrieb er dort zu der Frage, was er jetzt am liebsten tun würde: »Mir SP (Sprengstoff) besorgen, meine 45 und 12er Vorderlader laden, und Leute umlegen.« Der Betreiber des Forums bestätigte, dass es diesen Eintrag unter dem Pseudonym »ResistantX«, das dem Amokläufer zugeordnet wird, gegeben habe. Die Äußerung sei aber als Fiktion gewertet worden. In diesem Zusammenhang sprach Oberstaatsanwalt Schweer von einer »Unmenge« an Video- und Internetmaterial, das nach und nach an die Öffentlichkeit komme. Alles müsse jedoch genau auf Echtheit geprüft werden. Derzeit seien 15 Beamte damit beschäftigt, das Internet auf weitere Hinweise zu durchsuchen. Zum Waffenkauf des Amokläufers sagte Schweer, die beiden Vorderladerwaffen habe er kurz vor der Tat bei einem Internet-Auktionshaus gekauft. Die Herkunft der dritten Waffe sei noch ungeklärt.

Artikel vom 24.11.2006