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Der spät Berufene

Box-Duell gegen Schulz ist Mintos erster Hauptkampf

Von Oliver Kreth
Bielefeld (WB). Auf die US-Amerikaner ist im Boxen Verlass. Immer einen Spruch auf den Lippen, bei dem man überlegen muss: Meint der das jetzt ernst? Gab sich Brian Minto bei seiner Präsentation am vergangenen Dienstag unscheinbar, spielte sein Manager die Rolle des PR-Großmauls.

»Brian ist auf dem Weg zur Weltmeisterschaft«, tönte Pat Nelson, »und Axel Schulz steht ihm dabei im Weg.« Morgen (22 Uhr/RTL) soll der 31-Jährige im Gerry-Weber-Stadion also den deutschen Sympathieträger endgültig in Box-Rente schicken. Minto, so Nelson, »ist bereit für einen großen Titelkampf«.
Das ist natürlich Unfug. Das weiß Nelson. Schließlich ist sein Schützling schon 31 und nur die Nummer 26 der unabhängigen Weltrangliste. Hoffnungsträger im Schwergewicht weisen andere Daten auf. Für Nelson und das Team um den zweifachen Familienvater ist der Auftritt in Halle in erster Linie die Chance, gutes Geld zu verdienen. Geschätzte 500 000 Dollar, die höchste Börse bei einem seiner 27 Kämpfe (26 gewonnen, 15 durch Knockout), bekommt er in Deutschland, dem zweitgrößter Markt der Welt.
Ordentlich kämpfen wird er schon, denn es soll ja eine echte Standortbestimmung sein für den 38-Jährigen aus Frankfurt/Oder. Ein Sieg ist nicht wirklich eingeplant. Für Minto nichts neues, denn »ich bin es gewohnt, als Verlierer gebucht zu werden«.
Gegen seinen Erfolg spricht sicher auch die Tatsache, dass, wenn der Kampf über die Runden geht, drei deutsche Punktrichter den 10-Runden-Fight werten. Auch RTL (drei Kämpfe mit Axel Schulz sind geplant) wäre sicherlich nicht glücklich, sollte die Antwort in der Nacht zu Sonntag lauten: Minto ist besser als Schulz.
»Ich habe ein komisches Gefühl im Hinterkopf«, meint Minto, der gestern sein finales Training ab 17.15 Uhr im Sportpalast (Bielefeld) absolvierte, »aber ich hoffe, fair behandelt zu werden«. Der »Favorit« (Schulz) ist zurückhaltend, wirkt gemütlich in seinem grauen und labrigen Jogginganzug. Ein Biest, so sein Kampfname, ist er nicht. Er ist so sympathisch wie sein populärer Gegner. Von Abneigung, von Hass zwischen den beiden ist nichts zu spüren. Im Gegenteil. Die schweren Jungs streichelten sich verbal.
Für den Mann aus Butler ist es der erste Hauptkampf seiner Box-Laufbahn. Erst seit drei Jahren kann er mit seinen Auftritten in Vorkämpfen leben. Bis dahin kletterte er als Monteur einer Kabelfirma auf Strommasten. Ein Job, den er nicht wieder machen will. »Es ist schön, dass ich mich aufs Boxen konzentrieren kann«, sagt Minto. Angefangen hat der nur 1,80 Meter große Boxer erst mit 23, davor spielte er American Football. »Ich bin dankbar für Chance in Halle. Mit einem Sieg würde ich einen großen Schritt weiter kommen.« Und Axel Schulz wäre am Ende.

Artikel vom 24.11.2006