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Ackermann kauft sich frei

Mannesmann-Prozess: Angeklagte wollen 5,2 Millionen zahlen

Düsseldorf (dpa). Das spektakulärste deutsche Wirtschaftsstrafverfahren steht vor dem Abschluss: Im Düsseldorfer Mannesmann-Prozess haben sich Verteidigung und Staatsanwaltschaft am Freitag auf eine Einstellung des Verfahrens gegen Geldauflagen verständigt.Will 3,2 Millionen Euro zahlen: Josef Ackermann.Will 1,5 Millionen Euro zahlen: Klaus Esser.
Die Angeklagten um Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann stimmten im Gegenzug millionenschweren Zahlungen zu. Das Landgericht will am Mittwoch kommender Woche über den Antrag entscheiden - eine Zustimmung gilt als wahrscheinlich. Ackermann soll 3,2 Millionen Euro, der frühere Mannesmann-Chef Klaus Esser 1,5 Millionen Euro zahlen.
Die Ackermann-Verteidiger begründeten ihren Antrag auf Einstellung des Verfahrens unter anderem mit der langen Prozessdauer. Aus Sicht der Staatsanwaltschaft wäre eine Verfahrenseinstellung kein »Handel mit der Gerechtigkeit«, sondern entspreche der Rechtslage und sei sachgerecht. Für die Gewährung von Anerkennungsprämien gebe es bislang keinen strafrechtlichen Präzedenzfall, betonten die Staatsanwälte. Die umstrittenen Prämienzahlungen hätten weder den Bestand noch die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Mannesmann AG gefährdet.
Bei der Neuauflage des Mannesmann-Prozesses verhandelt das Landgericht seit Ende Oktober gegen Ackermann und fünf weitere Angeklagte wegen des Vorwurfs der schweren Untreue oder der Beihilfe dazu. Dabei geht es um die Ausschüttung von 57 Millionen Euro Prämien im Zuge der Übernahme von Mannesmann durch den britischen Mobilfunkkonzern Vodafone im Jahr 2000. Allein der frühere Mannesmann-Chef Esser hatte Prämien und Abfindungen von etwa 30 Millionen Euro erhalten. Das Landgericht hatte alle Angeklagten 2004 freigesprochen. Dieses Urteil war später vom Bundesgerichtshof aufgehoben worden.
Ackermann kündigte an, die Millionensumme »aus eigener Tasche« zu bezahlen. Er hatte sein gesamtes Jahreseinkommen beim Prozessauftakt auf bis zu 20 Millionen Euro beziffert.
Der frühere Aufsichtsratsvorsitzende von Mannesmann, Joachim Funk, soll eine Million Euro berappen. Ex-IG-Metall-Chef Klaus Zwickel soll 60 000 Euro zahlen.
Stimmt das Gericht der Verfahrenseinstellung zu, gilt keiner der Angeklagten als vorbestraft, wenn sie die Geldzahlung leisten. Seite 4: Kommentar

Artikel vom 25.11.2006