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»Abgekupfert« ist ruckzuck

Marken-Hersteller schlagen Alarm -Êselbst komplette Küchen kopiert

Von Bernhard Hertlein
Herford (WB). »Früher dauerte es etwa acht Jahre, bis die ersten Kopien einer neuen Bad-Armatur in den Läden auftauchten«, berichtete Thomas Richter, Marketingchef der Firma Dornbracht, gestern auf der Mitgliederversammlung des Verbandes der Deutschen Küchenmöbelindustrie (VDK) in Herford. Heute tauchten sie schon nach ein oder zwei Jahren auf.

Und noch ein Unterschied: Während früher die meisten Plagiate in der Region oder im nahen südlichen Ausland hergestellt wurden, kommen sie jetzt containerweise zu Billigstpreisen aus Asien. Alexander Wolf, Justiziar bei Dornbracht, berichtete von Gästen aus Fernost auf der Frankfurter Trendmesse »Tendence«. In den überdimensionierten Knöpfen ihrer Jacken verbargen sich Kleinstkameras, mit denen sie interessante Neuheiten fotografierten. Die Bilder wurden offenbar noch vom Messegelände nach China übermittelt. Wolf: »Es dauerte nur wenige Tage, da tauchten in Frankfurt die ersten Kopien auf.«
Für Markenhersteller wie Dornbracht (680 Mitarbeiter, 174,5 Millionen Euro Umsatz) bedeutet dies, dass ihre hohen Entwicklungs- und Marketingkosten kaum noch zu finanzieren sind. Wolf bezifferte für Dornbracht den Schaden durch Plagiate auf jährlich fünf Millionen Euro. Deshalb ist das im sauerländischen Iserlohn beheimatete Unternehmen inzwischen dazu übergegangen, jeden Fall von Kopierei zu verfolgen. In Deutschland genüge dabei meist ein mehr oder weniger freundlicher Hinweis an den Konkurrenten. Dagegen fehle im Ausland manchmal jedes Unrechtsbewusstsein. In diesem Fall müsse Dornbracht eben den Klageweg beschreiten.
Dass selbst so komplexe Produkte wie Küchen kopiert werden, berichtete Poggenpohl-Chef Elmar Dufner dieser Zeitung. Jüngst fanden die Herforder ihre neue Designer-Küche Plusmodo als Kopie eines kleinen Tischlerbetriebes auf einer Messe in Prag. In diesem Fall habe man sich schnell geeinigt, so Dufner. Dr. Lucas Heumann, Geschäftsführer des VDK, berichtete vom Fall eines Kastenmöbel-Herstellers, dessen Schrank in China nachgebaut wurde. Auftraggeber sei in diesem Fall eine der großen Möbel-Einkaufskooperationen gewesen. Seite 4: Kommentar

Artikel vom 23.11.2006