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Das gute Benehmen fährt mit

Verkehrsbetriebe haben Kampagne »Sorry, das nervt!« gestartet

Von Dietmar Kemper
Bielefeld (WB). Dreckige Sitze, Müll auf dem Boden, nervtötende Klingeltöne: Alltag in Bussen, Zügen und Straßenbahnen. Weil es so nicht weitergehen soll, haben 40 Verkehrsunternehmen in Nordrhein-Westfalen die Benimm-Kampagne »Sorry, das nervt!« gestartet.

In Ostwestfalen beteiligen sich neben der Deutschen Bahn die Eurobahn, die Nordwestbahn und die Stadtwerke Bielefeld (moBiel). Dreckspatzen und Nervensägen werden zur Rücksicht ermahnt. Plakate und Aufkleber machen deutlich, dass Musik leise gehört werden sollte, die Füße auf dem Boden zu bleiben haben, Sitze keine Müllhalde sind und Handy-Klingeltöne die Mitreisenden stören. Einige Verkehrsbetriebe wie die in Köln lassen sogar gelbe Karten von ihren Mitarbeitern verteilen. Eine Strafe ist damit zwar nicht verbunden, aber wer lässt sich schon gern vor den Augen der übrigen Fahrgäste als ungehobelter Zeitgenosse entlarven?
Die Eurobahn verzichtet auf die Karten und hängt statt dessen nur die Plakate in ihren Zügen auf. »Karten bringen Unruhe in den Zug«, begründet Marco Vogel, beim Verkehrsunternehmen für das Marketing zuständig. Alles gefallen lässt sich die Eurobahn keineswegs. Beschmutze ein Fahrgast trotz Ermahnung durch das Personal wiederholt die Sitze, werde ihm ein Bußgeld von 20 Euro aufgebrummt. Das Maß der Verunreinigungen im Zuginneren verharre »auf gleichbleibendem, nicht erfreulichen Niveau«, sagte Vogel dieser Zeitung. An Werktagen fahren im Schnitt 52 700 Menschen in OWL mit dem Zug.
Müll als Hinterlassenschaft sei auch in Bussen und Straßenbahnen leider »nicht die Ausnahme«, bedauert der Sprecher der Stadtwerke Bielefeld, Wolfgang König: »Deshalb begrüßen wir die Aktion und machen mit.« Die Bussparte von Eon Westfalen Weser in Paderborn beteiligt sich nicht. »Wir sehen keinen Bedarf«, sagte Sprecherin Angelika Schomburg. Die Videokameras sowie die Sicherheits- und Servicebegleiter in den 90 Padersprinter-Bussen schreckten potenzielle Dreckspatzen ab.

Artikel vom 27.11.2006