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Heftige Explosion unter Tage

Vermutlich 23 Tote

Kattowitz (dpa). Bei einem der schwersten Bergbauunglücke in Polen sind vermutlich mehr als 20 Kumpel ums Leben gekommen.

Fast 24 Stunden nach der Methangasexplosion in der Grube »Halemba« konnten die Leichen von sechs toten Kumpeln geborgen werden, zu zwei weiteren Toten konnten die Einsatzkräfte noch nicht vordringen. Am Unglücksort tausend Meter unter Tage werden noch 15 Bergleute vermisst. Wegen erneut drohender Explosionsgefahr mussten die Helfer ihre Arbeit wiederholt stundenlang unterbrechen.
Die Überlebenschancen der Vermissten wurden von einem Bergwerkssprecher als zunehmend geringer eingestuft. Die Kumpel waren zum Zeitpunkt der Explosion am Dienstag in der Steinkohlegrube in Ruda Slaska in Oberschlesien. Von den Vermissten gibt es seither kein Lebenszeichen. Rettungsmannschaften hätten weder Rufe noch Klopfsignale hören können, hieß es. Die Lage für Retter wie Verschüttete sei »extrem schwierig«. Da bei dem Unglück die Belüftungsanlage zerstört wurde, müsse »mit dem Schlimmsten gerechnet« werden. Bei der Explosion sei eine unglaubliche Wucht und Temperaturen bis zu 1000 Grad entstanden.
Wegen der schwierigen Bedingungen können die Helfer nur eine halbe Stunde in dem Unglücksschacht bleiben. Den Angaben zufolge wurde das Belüftungssystem provisorisch repariert, um Sauerstoff für die Verschütteten und Einsatzkräfte unter Tage zu pumpen. In den Kirchen von Ruda Slaska und anderen Städten des polnischen Kohlereviers wurde für die Unglücksopfer und ihre Angehörigen gebetet. Psychologen und Seelsorger kümmerten sich um die Familien der Verunglückten. Auch gestern versammelten sich wieder Angehörige, Freunde und Nachbarn vor dem Werkstor, um dort auf Nachrichten zu warten.

Artikel vom 23.11.2006