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Privatdozent Dr. Joachim Feldkamp.

Amputationen bei
Zucker verhindern

Fußambulanz an Städtischen Kliniken

Bielefeld (sas). Vier Jahre lang hat Privatdozent Dr. Joachim Feldkamp, Chefarzt der Klinik für Allgemeine Innere Medizin, darum gerungen, jetzt ist es so weit: An den Städtischen Kliniken Mitte hat unter Federführung der Leitenden Oberärztin Dr. Anke Nolte eine Fußambulanz für Diabetiker ihre Arbeit aufgenommen.

»28 000 Amputationen verzeichnen wir jedes Jahr bei Diabetikern«, sagt Feldkamp. Eine Zahl, die er mit Hilfe der Fußambulanz senken will. »Bielefeld ist hier bislang noch unterversorgt. Zu häufig müssen wir Zehen, Füße oder sogar Unterschenkel abnehmen.« Zugrundeliegen meistens Verletzungen und Wunden, die von den Betroffenen nicht bemerkt wurden, die sich entzündet haben, nicht heilen und bei denen schließlich Gewebe zugrundegeht.
Eine Begleiterscheinung der Diabetes ist die Neuropathie, eine Gefühllosigkeit in den Füßen. »Ganz typisch ist, dass Diabetiker im Urlaub an der Nordsee oder auf Mallorca am Strand entlang gehen und sich unbemerkt an einer Muschel oder etwas anderem schneiden. Nach einer Woche haben sie eine massiv entzündete Wunde.« Das trifft längst nicht nur ältere Menschen; auch der 40-Jährige, der erst seit wenigen Jahren Diabetiker ist, kann von Amputationen bedroht sein. Diabetiker sollten sich also nicht nur durch Schuhe schützen, sondern regelmäßig ihre Füße inspizieren und Wunden sofort behandeln lassen.
In die Fußambulanz der Städtischen Kliniken (montags bis freitags vormittags besetzt und telefonisch unter 581-1078 zu erreichen) weisen diabetische Schwerpunktpraxen ein - dann, wenn sie mit ihrem Latein am Ende sind. »Wir haben spezielle Techniken und Wundauflagen, tragen abgestorbene Haut ab und untersuchen Gefäße«, listet Feldkamp auf. Und wenn am 1. Februar der neue Gefäßchirurg in »Mitte« seine Arbeit aufnimmt, kann die Durchblutung der Beine auch operativ verbessert werden.
Ohne medizinische Hilfe, warnt Feldkamp, schließen sich viele Wunden nicht und können gar lebensbedrohlich werden. »Eine handtellergroße offene Fläche heilt von allein niemals zu.« Und er berichtet von dem Hotelier, der 30 Jahre lang ein offenes Bein hatte und durch modernes Wundmanagement gesundet ist. Für akute Fälle - und eine Wunde, die sich entzündet und zu starkem Fieber führt, ist ein Notfall - stehen sieben Tage in der Woche und 24 Stunden täglich Fachleute parat.
Erfreut ist Feldkamp nicht nur über die Fußambulanz, sondern auch über die Zertifizierung seiner Klinik durch die Deutsche Diabetes-Gesellschaft. Sie hat der »Inneren« den Status eines Zentrums zur Behandlung für Typ I- und Typ II-Diabetiker verliehen. Gesondert zertifiziert wurde zudem die stationäre Fußbehandlung.

Artikel vom 23.11.2006