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Schau hin, was
Kinder machen

Über Gewalt in den Medien sprechen

Von Rolf Dressler
Bielefeld (WB). Die tägliche Bilderflut von Gewalt, Leid und Krieg beunruhigt und ängstigt vor allem ungefestigte Kinder zutiefst. Deshalb sollten Eltern sachlich und offen mit ihren Sprösslingen gerade auch über besonders schlimme Ereignisse sprechen, anstatt sie übervorsichtig dagegen abzuschirmen.

Qualifizierte Unterstützung dafür bietet die Gemeinschaftsaktion »Schau hin! Was Deine Kinder machen.« des Bundesfamilienministeriums in Partnerschaft mit ARD, ZDF, Arcor und der Programmzeitschrift »TV Spielfilm« an. Das Vorhaben war vor zwei Jahren gestartet worden. Es gewinnt jetzt noch zusätzliches Gewicht insbesondere angesichts des Amoklaufs eines 18-jährigen Ex-Schülers der Geschwister-Scholl-Realschule in Emsdetten vergangenen Montag. Denn über die Wirkungsmacht von Fernsehbildern hinaus werden, wie berichtet, nun auch verstärkt Gewalt- und Pornographie-Videos sowie Video-Spiele kritisch diskutiert.
»Die Eltern haben es in der Hand, und sie haben die Verpflichtung, jene Grenze zu markieren, die im ureigenen Schutzinteresse der Kinder nicht überschritten werden darf. Denn Kinder empfinden nun einmal anders als lebenserfahrene Erwachsene: An ihnen geht Gewalt in den Medien nicht spurlos vorüber, weil sie nicht unterscheiden können zwischen Realität und Fiktion«, heißt es in dem Aufruf.
Kriege, Bombenterror, Katastrophen, Schreckensbilder von Gewalt und Zerstörung gehören zum Medienalltag. Die Initiative »Schau hin!« rät Eltern eindringlich, ihre Kinder keinesfalls mit diesen Eindrücken allein zu lassen, sondern aktiv das Gespräch mit ihnen zu suchen. So könnten die Heranwachsenden Trost und Anlehnung bei den Erwachsenen finden, zumal gerade auch Bilder von verzweifelten, hungernden, verletzten oder sterbenden Kindern bei Gleichaltrigen sehr oft Trauer und Mitgefühl auslösten.
Hier die wichtigsten Ratschläge der Aktion »Schau hin!« namentlich an Eltern:
- Geben Sie Ihrem Kind zu verstehen, dass auch Sie mitfühlen und mitleiden, wenn auf dem Bildschirm zu sehen ist, wie Kinder Opfer von Gewalt jedweder Art werden.
- Beziehen Sie Ihr Kind bewusst mit ein, wenn Sie einem Spendenaufruf zugunsten von Kriegs-, Terror- oder (Natur-) Katastrophenopfern folgen wollen.
- Helfen Sie Ihrem Kind mit möglichst beruhigenden Schilderungen, die Ursachen und Hintergründe solcher aufwühlenden Bilder und Nachrichten besser zu verstehen.
- Sprechen Sie offen mit Ihrem Kind darüber, dass es seit Menschengedenken bis heute leider immer wieder Kriege gibt mit ungezählten Opfern. Fügen Sie bei aller Betroffenheit aber durchaus auch hinzu, wie viele gute und schöne Seiten das Leben für uns Menschen bereithält.
Kontakt: Schau hin!
Projektbüro Thomas Köhler,
An der Alster 48, 20099 Hamburg,
Tel. 040-2840 35-19
www.schau-hin.info

Artikel vom 27.11.2006