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Ein Geburtstag mit Wehmut

Ev. Thomaskirche vor 50 Jahren eingeweiht - Künftige Nutzung ist offen

Von Elke Wemhöner
Schildesche (WB). Sie liegt etwas versteckt inmitten des Wohngebietes am Hohen Feld: die Ev. Thomaskirche. Vor 50 Jahren wurde sie eingeweiht - am 2. Adventssonntag. Am Sonntag, 10. Dezember, wird der Geburtstag gefeiert, bevor die Kirche Endes des Jahres endgültig geschlossen wird.

In der Nachkriegszeit schuf die Baugesellschaft Sudbrack auf dem Hohen Feld Wohnungen, für Flüchtlinge und Vertriebe. Die Stiftskirchengemeinde Schildesche richtete für die wachsende Zahl der Gläubigen einen eigenen Pfarrbezirk ein und ließ einen Kindergarten bauen. Als dieser 1954 eingeweiht wurde, zog Pfarrer Walter Grabsch mit seiner Familie in das angrenzende neue Pfarrhaus ein. Gemeindeschwester Hanne Sonntag war die Nachbarin. Gemeindearbeit fand im Kindergarten statt: Gottesdienste, Bibelstunden, kirchlicher Unterricht, Chorprobe, Frauenhilfe. Ende 1955 wurde der Beschluss zum Bau einer Kirche gefasst; erster Spatenstich im Sommer darauf, Mitte November Einrichtung des Innenraums und am 2. Advent 1956 dann die Einweihung.
Die Innenausstattung macht verschiedene Bezüge deutlich. Der Altartisch ist eine Grabplatte aus dem Chorraum der Stiftskirche und symbolisiert die Verbindung zur Mutterkirche. Die Kanzel aus Eichenholz ist eine Arbeit des ersten Kirchmeisters der Gemeinde: Wilhelm Brinkmann. Bildhauer Karl Knauth schuf den Taufstein und Hilde Ferber gestaltete die Chorraum-Fenster zum Thema »Das himmlische Jerusalem«.
Damit die Gottesdienste auch von Orgelmusik begleitet werden konnten, hatte sich frühzeitig ein Kirchbauverein gegründet, der Geld sammelte. Sie wurde von der Vlothoer Firma Steinmann errichtet. Den Glockenstuhl am Kirchturm und die fünf Glocken stiftete die Baugesellschaft Sudbrack.
Wer heute die Sievinkingstraße entlang geht, passiert den Oberlin-Kindergarten und das ehemalige Pfarrhaus, in dem sich heute die Küsterwohnung befindet. Dann kommt die Thomaskirche in den Blick - ohne Turm. Der musste im Frühjahr 1976 abgerissen werden, weil er baufällig war. Drei der fünf Glocken erschallen in Schloß Holte-Stukenbrock, die Kleinste wurde im Altarrraum »geparkt« und die etwas größere Schwester fand 1999 ihren neuen Platz in einem hölzernen Glockenträger. Das Turmkreuz ist derzeit in der Ausstellung »Zwischen Himmel und Erde« im Historischen Museum zu sehen.
Der Familiengottesdienst zum Kirchengeburtstag (Beginn um 10 Uhr, anschließend Brunch) und das Mitsingkonzert, gestaltet von den Posaunenchören Sudbrack (Beginn 17 Uhr), wird ein wenig vom Kommenden überschattet, denn der Silvester-Gottesdienst (17 Uhr), wird der letzte in der Thomaskirche sein. Die Fusion mit der Stiftskirchengemeinde vollzieht sich offiziell zum 1. Januar 2007 - und die künftige Nutzung des Gebäudes ist noch offen.

Artikel vom 23.11.2006