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Malawi - bitterarmes Paradies

WESTFALEN-BLATT-Leser helfen in einem der friedlichsten Länder Afrikas

Von Reinhard Brockmann
Bielefeld (WB). Paradiesisch schön, von Kriegen verschont - und bitterarm: Das ist die Republik Malawi im Südosten Afrikas. Mehr als die Hälfte der 12,1 Millionen Einwohner lebt in absoluter Armut von weniger als einem US-Dollar pro Tag. Den Kindern des Landes ist die WESTFALEN-BLATT-Weihnachtsaktion 2006 gewidmet.
Malawi ist eines der friedlichsten Länder Afrikas. Viele haben weniger als einen Dollar am Tag.

Unser Partner, das christliche Hilfswerk World Vision, garantiert, dass die Hilfe der Leser dieser Zeitung direkt in Karonga im Norden ankommt. Unterstützt wird ein Kleinkredit-Programm für 2000 Familien. Nur wer sich schulen lässt im Umgang mit Geld, aber auch in Fragen der Gesundheitserziehung und Aids-Prävention, kann sich daran beteiligen.
Das Interesse an den rückzahlbaren Starthilfen ist riesig. Viele Frauen machen sich selbständig, werden Kleinhändler oder reisen auf benachbarte Märkte.
Die Kombination aus Schulung und praktischer Hilfe zur Selbsthilfe macht Sinn. Die Bildungssituation ist vergleichsweise gut und schafft die notwendigen Voraussetzungen. 74 Prozent der Männer und 46 Prozent der Frauen können lesen und schreiben. Die meisten Menschen leben vom Maisanbau, aber jede Dürre oder Überschwemmung kann ihre schwere Arbeit zunichte machen. Besser dran sind die, die am Malawi-See leben. Das 600 Kilometer lange Gewässer an der Grenze zu Tansania und Mosambik ist der größte Schatz Malawis, dessen Name übersetzt »Land des flammenden Wassers« bedeutet.
Wenn die untergehende Sonne den drittgrößten See Afrikas mit ihrer Farbenpracht übergießt, besteht kein Zweifel an dieser Interpretation. Reisende rühmen die Schönheit des touristisch wenig erschlossenen Landes. Seine Bewohner aber haben kaum einen Blick dafür. Sie müssen das tägliche Überleben sichern. Entlang der See- und Flussufer gibt es neben traditionell genutzten Fischvorkommen und Bewässerungsmöglichkeiten Flusspferde, Krokodile, Kobras und bunte Vogelwelten in großen Schutzgebieten. Weiter ins Landesinnere hinein bietet Malawi die gesamte afrikanische Tierfamilie auf: Elefanten, Geparden, Leoparden, Nashörner, Affen und zahlreiche Antilopenarten.
Das Land liegt direkt am Ende des großen ostafrikanischen Grabens, der sich von Äthiopien bis Mosambik erstreckt. Links und rechts des Rifts liegen kleine Hochebenen und Bergschluchten, deren reiche Pflanzenwelt von gemäßigten Temperaturen profitiert. Der natürliche Waldbestand leidet unter dem Raubbau einer wachsenden Bevölkerung, die weit weniger Energievorräte für sich beansprucht als jeder Europäer. Es gibt - anders als bei uns - keine Alternative zum Holz für die Kochstelle und zum Heizen. Wie überall auf der Welt laugen auch hier die ohnehin kargen Böden weiter aus.
Malawis Geschichte knüpft an das Königreich der Maravi an, das im frühen 19. Jahrhundert zerfiel und zum Schauplatz von Stammeskriegen und verstärktem Sklavenhandel wurde. 1859/60 erschloss der schottische Missionar und Entdecker David Livingstone das Land dem britischen Empire.
Die Unabhängigkeit im Jahr 1964 nutzte Hastings Banda, der sich 1971 in der Hauptstadt Lilongwe zum »Präsident auf Lebenszeit« mit diktatorischen Vollmachten ausstattete.
1993 stimmten die Bürger Malawis für ein Mehrparteiensystem. Seit 2004 ist Bingu wa Mutharika frei gewählter Staatspräsident. Malawi ist heute Schwerpunktland deutscher Entwicklungszusammenarbeit.

Artikel vom 23.11.2006