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Dr. Harald Meller, Landesarchäologe von Sachsen Anhalt.

Schlüsselfund der
Astronomiegeschichte

»Kultur im Kleinen Saal« mit Archäologie-Vortrag


Bielefeld (bp). Die neue Reihe »Kultur im Kleinen Saal« der Rudolf-Oetker-Halle wird am Mittwoch, 29. November, um 19 Uhr, mit einem Lichtbildervortrag des Landesarchäologen Dr. Harald Meller eröffnet. Er ist Direktor des Museums für Vorgeschichte in Halle/Saale, das die weltberühmte »Himmelsscheibe von Nebra« besitzt. Meller gelang es gemeinsam mit der Polizei, die 3600 Jahre alte Bronzescheibe, vermutlich 1999 von Raubgräbern illegal aus der Erde geholt wurde, mehrfach den Besitzer wechselte, für die Allgemeinheit (und die Wissenschaft) zu retten.
Brigitte Brand, Leiterin des veranstaltenden Kulturamtes und selbst Archäologin, kennt Mellers amüsanten Erzählstil und versichert: »Ihm zuzuhören, das lohnt sich.«
Die Scheibe, auch der »Geschmiedete Himmel« genannt, gilt als Schlüsselfund für die europäische Vorgeschichte, die Geschichte der Astronomie und frühen Religionsgeschichte. Sie gilt als der älteste Beleg für die astronomischen Kenntnisse der Menschen in der frühen Bronzezeit. Harald Meller werde nicht zuletzt davon berichten, wie es gelungen ist nachzuweisen, dass die Scheibe echt ist und wie es gelungen ist, ihr Alter - zum Beispiel durch die Beifunde, zwei Bronzeschwerter, zwei Beile, einem Meißel und Armspiralen - zu datieren. Brigitte Brand weist darauf hin, dass auf der Bronzescheibe zum ersten Mal nördlich der Alpen die Sonnenbarke, unter anderem auch bei den alten Ägyptern gebräuchlich, als sichelartige Goldauflage auftaucht.
Nach Ansicht von Dr. Meller könnte es sich bei der Scheibe um einen Grabfund handeln. In der Nähe der Fundstelle liegen auch die bedeutendsten frühbronzezeitlichen Fürstengräber Leubingen und Helmdorf.
Meller berichtet auch davon, wie der Schatz in den rechtmäßigen Besitz des Museums in Halle gelangt ist. Die Raubgräber hatten ihren Fund über Mittelsmänner angeboten. Weil aber schnell Informationen über die illegale Herkunft der Funde kursierten, wurde die Scheibe für den seriösen Kunsthandel wertlos. In den folgenden Jahren verschwand die Scheibe vom grauen Markt und wechselte mehrfach den Besitzer. 2001 gelang es den Behörden, direkten Kontakt zu den Hehlern zu knüpfen, Meller nahm eine Echtheitsprüfung vor, es wurde ein Kauftreffen vereinbart, bei dem die Polizei zugriff.
Nach einem Gerichtsentscheid wurden alle Fundgegenstände nach Halle überführt.
Anders als im »Kulturwinter«-Programm angegeben ist der Besuch des Vortrags kostenlos.

Artikel vom 23.11.2006