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Mensch aus Fleisch und Blut

Aktionstag »Little Amadeus« an vier Bielefelder Grundschulen

Von Uta Jostwerner
und Hans-Werner Büscher (Foto)
Bielefeld (WB). Lust auf klassische Musik? Logo, wenn sie so anschaulich und unterhaltsam präsentiert wird wie beim bundesweiten Aktionstag »Little Amadeus präsentiert Ludwig van Beethoven«. Die Klassen 3 und 4 der Wellensiekschule kamen so gestern in den Genuss einer außergewöhnlichen Musikstunde.

Wer war dieser Ludwig van Beethoven eigentlich? »Ein komischer Kauz«, meint Amadeus alias Carolin Nordmeyer. Ausgestattet mit Puderperücke und Brokatjacket war die Kapellmeisterin kurzerhand in die Rolle von Wolfgang Amadeus Mozart geschlüpft. Gemeinsam mit vier Bielefelder Philharmonikern -Ê Gerlinde Dewald (Flöte), Ludger Bischof (Viola), Tilman Cardinal von Widdern (Fagott) und Imke Greve (Violine) -Ê erzählte sie Geschichten über den berühmten Komponisten mit dem komischen Namen: »Van Beethoven kommt aus dem Belgischen und heißt eigentlich von den Rübenfeldern.«
Und sonst? Der Sohn bäuerlicher Vorfahren war häufig unglücklich verliebt, was ihn zu sehnsüchtigen Kompositionen wie den Liebesliedern an die ferne Geliebte veranlasste. Der allen Klavierschülern vertraute Klassiker »Für Elise« verdankt seinen Ursprung ebenfalls einer unerwiderten Liebe.
Dieser Beethoven hatte aber auch echt Pech. Schon im jugendlichen Alter von 18 Jahren wurde er schwerhörig, später gar taub. Verständlich, dass man da komisch wird und immer schon um vier Uhr in der Früh aufsteht und zu komponieren beginnt.
Beethoven konnte auch schon mal richtig wütend werden. Zum Beispiel, wenn er Geld verloren hatte. Dann machte er sich Luft in einem Klavierstück, das »Die Wut über den verlorenen Groschen« heißt.
Bestückt mit musikalischen Beispielen und zahlreichen Mitmachaktionen war Beethoven plötzlich zum Greifen nah. Keine in Stein gemeißelte Statue, sondern ein Mensch aus Fleisch und Blut. Einer, der manchmal mit seinen Werken auch die Welt verbessern wollte und dazu den Superhit »Freude schöner Götterfunken« schrieb, den die Kinder der Wellensiekschule zur Überraschung von Amadeus perfekt mitsingen konnten.
Tja, da hatte der schulische Musikunterricht gute Vorarbeit geleistet. Wie überhaupt an der Wellensiekschule die musikalische Erziehung sehr ernst genommen wird. »Wir kooperieren seit langem mit der Musik- und Kunstschule und freuen uns, dass die Bielefelder Philharmoniker in diesem Schuljahr eine Schulpatenschaft übernommen haben«, betont Schulleiterin Brigitte Beisenherz.
Unabhängig davon soll das überregionale Projekt »Little Amadeus & Friends« Kinder im Grundschulalter auf unkonventionellem Weg an klassische Musik heranführen. Der junge Mozart, Star der TV-Zeichentrickserie »Little Amadeus«, steht dabei als Serienheld und Botschafter für klassische Musik im Mittelpunkt. Für das Konzept zeichnet Dr. Uwe Sommer, Musikdramaturg am Theater Bielefeld, verantwortlich.
Auch an der Grundschule Theesen, an der Eichendorffschule sowie der Bültmannshofschule erlebten die Schüler gestern eine Musikstunde, bei der Mitglieder der Bielefelder Philharmoniker kindgerecht in das Leben und Werk Ludwig van Beethovens einführten.
Unterstützt wird das Projekt unter anderem vom Deutschen Musikrat, dem Verband Deutscher Musikschulen und Deutscher Schulmusiker.

Artikel vom 22.11.2006