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Die Süsterkirche wurde im 16. Jahrhundert erbaut, der Turm vor gut einhundert Jahren.

Kirche und Saal
als neue Einheit

Umbau vereinigt beide Funktionen

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). In der Süsterkirche in der Altstadt kann wie geplant am Totensonntag der Gottesdienst um 10.15 Uhr eingeläutet werden. Seit Ende August kommt die reformierte Gemeinde im Saal des Gemeindehauses an der Güsenstraße zusammen - die Kirche selbst wird umgebaut.

Horst Haase, Vorsitzender des Presbyteriums, nennt den - auf den ersten Blick überraschenden - Grund für die alles in allem 220 000 Euro teure Sanierung des Gotteshauses: »Weil wir kein Geld haben.«
Weil die Gemeinde nämlich kein Geld habe, könne sie das benachbarte Gemeindehaus, das Jahr für Jahr ein Defizit von 30 000 Euro verursache, nicht länger halten. Gleichzeitig brauche die Gemeinde aber auch »Bewegungsfläche«: eben die Möglichkeit, sich zu Veranstaltungen zu treffen, zu Konzerten, Ausstellungen, Lesungen einzuladen. Haase: »Die Kirche lässt sich vielfältiger nutzen als eine Stunde pro Woche.«
Um mehr Bewegungsraum zu schaffen, habe man die Stufen entfernt, einen neuen Fußboden eingezogen, der auf Wunsch des Denkmalschutzes nur noch an einer Stelle den Blick auf das Terrazzo-Mosaik aus dem späten 19. Jahrhundert frei gibt - unter Glas. Dazu kommen eine neue Beleuchtung - auch das Licht des Kronleuchters lässt sich künftig dämpfen - eine neue Heizanlage und zusätzlich zu einigen wenigen Kirchenbänken im Längsschiff eine neue Bestuhlung. Horst Haase: »Wir brauchen nur einen Tisch, um das Abendmahl zu feiern - jetzt kann die Gemeinde rundherum sitzen.« Auch die Kirchenbänken aus den 1970er Jahren seien nicht mehr fest verschraubt. An den Bänken, die nicht mehr benötigt werden, habe eine Gemeinde in Ungarn Interesse, so Haase.
Die ursprüngliche Idee war es, den Kirchenraum als Gemeinde-/Veranstaltungszentrum für alle Altstadtgemeinden zu nutzen. Horst Haase: »Wir hätten gern gemeinsam mit Neustadt Marien und Altstadt Nicolai ein Gesamtkonzept entwickelt, aber die Zeit war wohl noch nicht reif dazu.« Dennoch sei man weiter offen für Mitnutzungen und der Presbyteriums-Vorsitzende ist sicher: »Das wird sich ergeben.«
Im nächsten Jahr hofft die Gemeinde, das alte Gemeindehaus abreißen und ein Haus mit 15 bis 20 Wohnungen an der Stelle errichten zu können (das WESTFALEN-BLATT berichtete). Man habe sich entschlossen, das Projekt auf eigenem Grundstück selbst zu realisieren. Horst Haase: »Hätten wir das Grundstück verkauft, wäre ein großer Teil des Erlöses dem Kirchenkreis zugeflossen. Und es gibt so viele Interessenten für die Wohnungen - wir könnten doppelt so groß bauen.« Wichtig ist ihm, auf diese Weise einen Vermögenswert für die reformierte Gemeinde zu erhalten.
Für die Sanierung des Kirchenraumes kamen 150 000 Euro aus Strukturmitteln des Kirchenkreises, 40 000 aus Gemeinde-Spenden und 30 000 aus Baumitteln.
Nach dem Totensonntags-Gottesdienst soll es am ersten Adventssonntag einen festlichen Gottesdienst geben. Horst Haase: »Auch Superintendentin Regine Burg will dann kommen.«

Artikel vom 22.11.2006