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Keine Einigung im
Tierpensions-Streit

Anlieger beschreiten Rechtsweg

Von Gerhard Hülsegge
Bielefeld (WB). »Enttäuschend« und in der Sache »unbefriedigend« ist die jüngste Anliegerversammlung in Jöllenbeck verlaufen. Die Stadt Bielefeld hält weiter an ihrem Vorhaben fest, an der Spenger Straße 113 eine Tierpension der Aidshilfe zu genehmigen.

Mehr als 50 Anwohner waren der Einladung ins Bezirksamt gefolgt. Darunter auch Frank Högelow. Dem 38-Jährigen war vor mehr als zehn Jahren untersagt worden, an fast gleicher Stelle eine Hundepension zu errichten. Der Lärmschutzwall passe nicht in die Landschaft, hieß es damals. Ein Lärmschutzgutachten wurde verworfen.
»Das ist heute anders« lautete die Erklärung der Verwaltung für den offensichtlichen Sinneswandel. Bauamtsleiter Wolfgang Goldbeck betonte, die Stadt komme mit ihrem Umdenken einer »sozialen Verpflichtung« nach.
»Ich habe keine Zuwegung von der Spenger Straße bekommen«, ärgert sich Högelow, »jetzt ist im Vorfeld alles schon mit dem Landesbetrieb Straßenbau geklärt«. Die »privilegierte Aus- und Einfahrt«, wie es hieß, sei vertretbar. »Die gibt's sonst nur für Landwirte, die anders nicht auf ihr Gehöft kommen«, staunt Högelow. Konnte die ständige erhebliche Lärmbelästigung durch Hunde den Nachbarn bislang »nicht zugemutet werden«, fürchtet im Rathaus heute das Gebell niemand mehr. Und hätten selbst die Lärmschutzmaßnahmen einst die Zustimmung aller (!) betroffenen Anlieger erfordert, sei deren Meinung inzwischen nicht mehr gefragt. Högelow zum WESTFALEN-BLATT: »Ich habe immer gegen die Stadt gekämpft, jetzt kämpfen Bauherr und Stadt gegen die Anwohner.«
Für Bezirksvertreter Günther Salzwedel läuft die Tierpensionsdebatte dagegen in Zukunft unter dem Namen »Barabas«. Wie der BfB-Vertreter erklärte, sei es bei der »beschämenden Darstellung« einer Handvoll von Personen gelungen, »die gesamten anwesenden Bürger gegen dieses Projekt einzustimmen, obwohl gar nichts abzustimmen war«. Man habe lediglich versucht, mit der Aidshilfe und der ordentlich geführten und sauberen Hundepension einen »Schandfleck an der Spenger Straße« zu beseitigen. Die Gegner des Projektes hätten keine Alternative aufgezeigt.
Die Verwaltung entließ die Anwohner mit der Feststellung, die Bezirksvertretung werde sie über alle weiteren Planungsschritte informieren. Goldbeck will zwar noch ein persönliches Gespräch mit Högelow führen (die Aktenunterlagen seins Antrages aus den Jahren 1992 bis 1994 sind nicht mehr aufzufinden). Högelow will es aber auch auf einen Rechtsstreit ankommen lassen und erklärte: »Ich nehme mir jetzt einen Anwalt!«

Artikel vom 22.11.2006