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Stephanie bleibt Aussage erspart

Sexualverbrecher verfolgt dem Prozess plötzlich sehr konzentriert

Mario M. wird jetzt im Gericht scharf bewacht. Foto: dpa

Dresden (dpa). Eine Begegnung mit ihrem Peiniger vor Gericht bleibt der entführten und über Wochen missbrauchten Stephanie nun doch erspart. Die Große Strafkammer des Landgerichts Dresden verzichtet auf eine Zeugenvernehmung der 14-Jährigen im Prozess gegen Mario M.. Das detaillierte Geständnis des Angeklagten und die sichergestellten Videoaufnahmen der Taten seien ausreichend für den Prozess, so der Richter.
Ursprünglich hatte das Gericht die Schülerin als Zeugin für den zweiten Prozesstag geladen, der aber wegen Verhandlungsunfähigkeit des Angeklagten abgebrochen wurde. Mario M. war am Vortag, dem 8. November, beim Hofgang in der Justizvollzugsanstalt Dresden seinen Bewachern entwischt und auf das Dach eines Hafthauses geklettert, das er erst 20 Stunden später wieder verließ. Wenige Tage danach täuschte er in seiner Zelle Atemnot vor.
Schon nach diesen Vorfällen hatte Stephanies Vater erklärt, seine Tochter wolle aus Sicherheitsgründen nicht mehr aussagen. Gestern verwies die Nebenklage zudem auf ein psychologisches Attest, wonach das Mädchen »in höchstem Maße verängstigt« sei und sich fürchte, Mario M. direkt gegenüberzutreten.
Der wegen Entführung und sexuellen Missbrauchs angeklagte Mario M. wirkte nach seinen früheren Eskapaden wie ausgewechselt. Ruhig und konzentriert verfolgte er am dritten Verhandlungstag das Geschehen. Beim Gang in oder aus dem Saal trug er Hand- und Fußfesseln. Während der Verhandlung, bei der ihm die Handfesseln abgenommen wurden, saßen vier Beamte hinter dem vorbestraften Sexualtäter, der Vater einer zwölfjährigen Tochter ist.

Artikel vom 22.11.2006