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Trauer um
Robert Altman

US-Regisseur 81-jährig gestorben

Von Barbara Munker
Los Angeles (dpa). Für Robert Altman war es eine späte Genugtuung. Als der US-Regisseur in diesem März mit 81 Jahren den Oscar für sein Lebenswerk erhielt, spendeten die mehr als 3000 Ehrengäste dem Altmeister des »New Hollywood« stehend Applaus. Gestern starb der Schöpfer konturierter Gesellschaftsbilder 81-jährig in Los Angeles.

Fünf Mal war der Macher von so bahnbrechenden Filmen wie »M*A*S*H« und »Short Cuts« zuvor in seiner Karriere für die begehrte Auszeichnung nominiert worden, hatte sie aber nie gewonnen. Der in Kansas City, Missouri, geborene Regisseur steht für eine der rebellischsten Hollywood-Karrieren. Mit kritischem Blick und gnadenlosem Geschick entlarvte er die Neurosen der westlichen Welt. Gleich für einen seiner ersten Filme - die Militär-Satire »M*A*S*H« - holte sich der gelernte Ingenieur 1970 die Goldene Palme in Cannes. 25 Jahre später wurde er dort Ritter der französischen Ehrenlegion.
Mit »Nashville«, einer bissigen Satire über das Musikgeschäft, präsentierte Altman 1975 seinen bald zum Markenzeichen gewordenen Ensemble-Stil, bei dem er Dutzende von Personen und Schicksale miteinander verflocht. 2002 wurde er mit einem Golden-Globe für seine Gesellschaftssatire »Gosford Park« geehrt.
So bunt und verstrickt wie seine Leinwand-Storys war Altmans eigener Werdegang. Der Sohn eines Versicherungskaufmanns, im Zweiten Weltkrieg als Bomberpilot eingesetzt, versuchte sich zunächst als Ingenieur, Geschäftsmann und Erfinder. Eine Hunde-Tätowiermaschine zählte zu seinen glücklosen Ideen. In seiner Heimatstadt Kansas City verdiente er als Dokumentar- und Industriefilmer den Lebensunterhalt, bevor er in den 50er Jahren den Sprung nach Hollywood wagte. Dort fiel er Alfred Hitchcock auf, der ihn für seine Fernsehserie »Alfred Hitchcock Presents« als TV-Regisseur engagierte.
Der meist in New York lebende Regisseur hatte bald unter Hollywoods Elite so viele Verehrer, dass sie immer wieder für eine kleine Gage in seinen Ensemble-Stücken auftraten - wie Julia Roberts und Bruce Willis 1992 in »The Player«, einem satirischen Abgesang auf Hollywood. Ein Jahr später standen Jack Lemmon und Julianne Moore vor der Kamera in dem brillanten Episodenfilm »Short Cuts«, den Altman selbst für seine beste Arbeit hielt. Bis fast zum Schluss blieb der Altmeister aktiv.

Artikel vom 22.11.2006