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Börsen geraten unter US-Kontrolle

Nasdaq greift nach Londoner Börse und bietet vier Milliarden Euro

London/New York (dpa). Die großen US-Börsenbetreiber sind auf dem Vormarsch in Europa: Die Technologiebörse Nasdaq unternimmt einen neuen Anlauf zur Übernahme der Londoner Börse LSE.

Diese lehnte gestern zwar auch das neue Angebot von 12,43 Pfund je Aktie als zu niedrig ab. Die Nasdaq hat ihre Beteiligung an der London Stock Exchange (LSE) aber bereits auf 28,75 Prozent erhöht. Damit könnte schon ein zweiter wichtiger europäischer Börsenbetreiber davor stehen, unter amerikanische Kontrolle zu fallen. Die New Yorker Börse NYSE hat gute Chancen, die Mehrländerbörse Euronext zu übernehmen, nachdem die Deutsche Börse aus dem Rennen ausgeschieden ist.
Die Nasdaq-Offerte bewertet die LSE-Aktien insgesamt mit vier Milliarden Euro. Hinzu kämen LSE-Schulden von 284,7 Millionen Pfund. Die Transaktion soll im ersten Quartal 2007 abgeschlossen werden. Sie brauche keine Regulierer-Genehmigung oder eine Zustimmung der Nasdaq-Aktionäre, betonte die US-Börse.
Die Euronext und die Deutsche Börse lehnten einen Kommentar zu sofort aufgetauchten Marktgerüchten über ein mögliches Gegenangebot ab. In Frankfurter Börsenkreisen wurde die Ankündigung gelassen aufgenommen. »An der Wettbewerbsposition der Deutschen Börse ändert sich dadurch nichts.« Ähnlich wie beim geplanten Zusammenschluss von NYSE und Euronext (Paris, Amsterdam, Brüssel und Lissabon) bestehe aber die Gefahr, dass amerikanische Regulierung auf andere europäische Börsenplätze überschwappe - mit Nachteilen für die dort notierten Unternehmen. Durch die Übernahme der LSE würde Nasdaq eine riesige transatlantische Börse mit 6400 notierten Werten mit einem Gesamtwert der Aktien der gelisteten Gesellschaften von 11,8 Billionen Dollar bilden.

Artikel vom 21.11.2006