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Auf dem Olymp
der Kammermusik

»Trio sine nomine« beim Jungen Konzertpodium

Von Uta Jostwerner
Bielefeld (WB). Sich als Trio ohne Namen -Ê»Trio sine nomine« - zu präsentieren, grenzt ein wenig an Tiefstapelei. Denn wenn Svenja Borgstädt (Flöte), Hendrik Blumenroth (Violoncello) und Karolina Trojok (Klavier) das musikalische Wort erheben, hat das Gewicht, wie am Montagabend auf dem Jungen Konzertpodium der Theater- und Konzertfreunde in der Kunsthalle zu vernehmen war.

Namhaft in Erscheinung getreten sind die drei aus der Region stammenden Musiker zudem mehrfach als Preisträger von »Jugend musiziert« auf Bundesebene. Noch am Anfang einer professionellen Musikerkarriere stehend, fragt man sich nach ihrer künstlerisch reifen Darbietung unwillkürlich, ob es etwas gibt, das man ihnen noch beibringen könnte. Wohin soll das führen, wenn der Olymp doch schon erklommen scheint?
Die Bielefelderin Svenja Borg-städt (18) verführte nicht nur mit weitem Atem und tänzelnd-figurativer Leichtigkeit, mit der sie, kongenial ergänzt von der aus Steinhagen stammenden Karolina Trojok (22) am Klavier, Johann Sebastian Bachs »Sonate in e-Moll BWV 1034« präsentierte. Sie verfügt auch über die nötige Technik und musikalische Tiefgründigkeit, um die metrisch-rhythmische Bewegung sowie den poetischen Zauber eines Claude Debussy (Syrinx) vollendet zu entfalten oder den Vogelgesang eines Olivier Messian (Le merle noir) in kunstvoller Verdichtung nachzuzeichnen.
Als Trio agieren die drei charismatisch für sich und doch mit einem kammermusikalischem Atem. Der Neuenkirchener Hendrik Blumenroth (20) stiehlt den beiden Damen vielleicht nicht gerade die Schau, zieht in der Intensität seiner musikalischen Ausdeutung die Aufmerksamkeit indes stark auf sich. Aus jedem Bogenansatz, jedem Ton spricht der Vollblutmusiker, der mit seinem Instrument völlig zu verschmelzen scheint.
So erklang Carl Maria von Webers »Trio in g-Moll op. 63« in -ÊJoho-Tralala - betörendem Animato, befeuert von äußerstem Espressivo und in hochvirtuoser Verflechtung der Stimmen.
Als Entladung reinster Energie wiederum ging man an ein Trio von Bohuslav Martinu. Neben einem hoch entwickelten Gespür für Farben und Schattierungen bezauberte hier die rhythmische Schlagkraft des Trios, wobei Blumenroth seinen Part schon fast im Duktus eines Jazz-Musikers ausspielte.
Der begeisterte Applaus galt drei Musikern, dessen weitere Entwicklung man frohgemut weiterverfolgen darf.

Artikel vom 22.11.2006