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Anna Heygster
brillierte
als Solistin

Konzert des Collegium musicum

Von Uta Jostwerner
Bielefeld (WB). Zu welcher Höchstform ein Orchester aus ambitionierten Hobbymusikern auflaufen kann, wenn es nur professionell geleitet wird, konnte das geneigte Publikum einmal mehr bei einem Konzert des Collegium musicum erleben, das seit 2005 unter der Leitung des Haller Kirchenmusikdirektors Martin Rieker steht.

Dass mit Anna Heygster nicht nur ein Kind der Stadt, sondern auch eine mittlerweile hoch profilierte Solo-Violinistin gewonnen werden konnte, erhöhte den Genussfaktor noch einmal erheblich. Nach mit Auszeichnung abgelegtem Konzertexamen, nach zahlreichen Erfahrungen als Kammer- und Orchestermusikerin sitzt die junge Geigerin in ihrem ersten Festengagement bereits auf dem Posten der Konzertmeisterin beim Sinfonieorchester Wuppertal. Es ehrt sie, dass sie, die längst zur professionellen Virtuosin gereift ist, immer wieder auch die regionale Musikszene unterstützt: So zum Beispiel als Solistin der Jungen Sinfoniker und gleichermaßen als Vorbild für viele junge Nachwuchsmusiker oder -Êwie am Sonntag -Êals Fixstern und sicherlich auch Ansporn für die Mitglieder des Collegium musicums, lebendig-atmend zu musizieren.
Wolfgang Amadeus Mozarts Violinkonzert Nr. 5 KV 219 war somit in besten Händen, vereinte im Orchesterpart Schwung und Frische, kantig-affektgeladenes Spiel in schönster Klangstrukturierung und damit den passenden Grund, auf dem Anna Heygster ihren Violinpart vollendet entfalten konnte. Die subtile Beherrschung des Instruments erlaubt es ihr, jedem Ton feinste Nuancen abzugewinnen und zu einem leidenschaftlich sprechenden Gesang zu finden.
Gepaart mit einer natürlichen Stilsicherheit und einem betörend vibratoreichen Ton erstrahlte der Dreisätzer in voller Anmut, Schelmerei und Raffinesse. So belebte ein großartiger Schwung das Allegro aperto, durchzogen Vorboten der Romantik das Adagio und blitzte wilde Entschlossenheit im rasanten »Alla turca« auf. Dazwischen funkelten Anna Heygsters hochvirtuose Solo-Kadenzen, die stets vom Atem der Musik getragen wurden. Das Publikum dankte es mit frenetischem Applaus.
Aber auch schon zuvor hatte das Collegium musicum einen trefflichen Eindruck hinterlassen können. So in Tomaso Albinonis »Sinfonia a cinque op. 2 Nr. 1, die dank des strukturbedachten Dirigates in ihrer transparente Stimmfühurng und tänzelnden Diktion für sich einnahm wie überhaupt Martin Rieker das kleine Orchester auf akzentuiertes Spiel eingestellt hat. Da hörte man gerne auch mal über kleine Spannungshänger und Intonationspatzer hinweg und erfreute sich an Mozarts Fugenbearbeitungen nach Bach oder an Max Bruchs Serenade nach schwedischen Volksmelodien, die in ihrer kontrastvollen Farbgebung eine melancholisch-mysteriöse Stimmung heraufbeschwor. - Respekt!

Artikel vom 21.11.2006