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Mehr Psychologen an
Schulen notwendig

Experten hoffen auf ein Frühwarnsystem

VBE-Landesvorsitzender Udo Beckmann
Dortmund (WB). Nach der Gewalttat an der Realschule in Emsdetten haben Experten ein Frühwarnsystem und dauerhafte psychologische Betreuung an Schulen gefordert. »Wir brauchen an jeder Schule einen Psychologen«, sagte der Leiter des schulpsychologischen Dienstes der Stadt Düsseldorf, Stefan Drewes. Der Lehrerverband Bildung und Erziehung (VBE) erklärte, es gebe einen gesamtgesellschaftlichen Auftrag, »alles dafür zu tun, dass sich Menschen nicht als Verlierer fühlen und jedes Selbstwertgefühl verlieren«.
»Wenn ein junger Mensch so sehr zu hassen scheint, dass er sowohl die Bereitschaft zum Töten als auch zur Selbsttötung entwickelt, muss man sich fragen, wie dieser Hass entstehen konnte«, sagte der VBE-Landesvorsitzende Udo Beckmann aus Bad Wünnenberg (Kreis Paderborn) in Dortmund. Dass sich ein 18-Jähriger bereits ausgrenze und ohne Zukunftsperspektive lebe und daraus ableite, sich nur mit Waffengewalt Gehör verschaffen zu können, sei mehr als tragisch.
Die Tat zeige, dass es bei einzelnen Schülern eine »hohe Bereitschaft zu extremer Gewalt« gebe. Gewaltverherrlichende Computerspiele, für die der Ex-Schüler ein Faible gehabt haben soll, senkten die Gewaltschwelle zusätzlich, sagte Drewes. Schüler und Lehrkräfte würden noch Wochen für die Aufarbeitung des Blutbades brauchen.
Nach Angaben des NRW-Landesverbandes Schulpsychologie kommt in Deutschland auf 12 500 Schüler nur ein Psychologe. Damit liege Deutschland im OECD-Vergleich vor Malta an vorletzter Stelle.

Artikel vom 21.11.2006