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»Führerschein« für angehende Frisöre

Schüler können anhand eines Fragebogens testen, ob der Beruf für sie passend ist

Von Edgar Fels
Bielefeld (WB). Müssen angehende Friseure in Zukunft eine Führerscheinprüfung ablegen, um für Ihr Handwerk zugelassen zu werden? Nein - das ist nicht die Absicht, die hinter dem Führerschein-Konzept des Westdeutschen Handwerkskammertags (WHKT) steht.

Das Handwerk ist stets um qualifizierten Nachwuchs bemüht, um junge Leute, die in die Fußstapfen der Meister treten. Doch nicht jeder Jugendliche ist für jeden Beruf gleichermaßen geeignet. Zudem gibt es Vorlieben oder Wunschberufe. Praktika können bei der Wahl des Berufes zur Entscheidungsfindung beitragen.
Ob man dann aber wirklich in den zwei Wochen, in denen man »Berufsluft« in einer Werkstatt, in einem Büro oder einem Geschäft schnuppern konnte, »bei der Sache war«, das lässt sich am besten hinterher durch einen Fragebogen überprüfen. Im Idealfall findet der Jugendliche eine Antwort auf die Frage: »Kommt dieser Job für mich in Frage?«
Diese Idee verbirgt sich hinter dem »Führerschein-Prüfbogen« des WHKT. Schüler mit Praktikumserfahrung in dem jeweiligen Gewerbe sollten in der Lage sein, die oft heiteren berufsspezifischen Fragen zu beantworten, heißt es. Ein Lösungsstreifen verrät am Ende, inwieweit der Jugendliche fit für seinen Wunschberuf ist.
Neben dem neuen »Führerschein« für das Friseur-Handwerk gibt es bereits ähnliche Prüfbögen für das Bäcker- und Konditorhandwerk sowie für das Kfz-Gewerbe. Insgesamt gilt es, 30 Fragen zu beantworten. Dazu ein Beispiel: »Die Schuppenschicht des Haares: a) ist die schützende Schicht des Haares; b) wird durch Bürsten vollständig zerstört; c) existiert nur bei blondem Haar; d) existiert überhaupt nicht.
Wer sich für die Multiple-Choice-Tests nach dem Führerschein-Prinzip interessiert und feststellen möchte, ob er oder sie für den Wunschberuf die passenden Voraussetzungen mitbringt, kann einen Blick auf die Internetseite www.handfest-online.de (»Service«) werfen. Dort stehen die »Führerscheine« als PDF-Datei zum Herunterladen zur Verfügung.
Im Frisörhandwerk in OWL gibt es derzeit 872 Auszubildende (in der Regel 16 bis 18 Jahre alt). Das sind zwar weniger als noch vor einem Jahr, dennoch »bilden wir weiterhin über Bedarf aus«, sagt Landesinnungsmeister Olaf Kraußlach. Das Niveau müsse jedoch besser werden. »Da haben wir ein Problem. Man muss auch Rechnen können.« Seit dem Jahr 2000 kämpft das Handwerk gegen rückläufige Umsätze. Kraußlach: »Wir hoffen, dass wir die Talsohle bald durchschritten haben.«

Artikel vom 25.11.2006