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Anschlag auf Flugzeug vereitelt

In Frankfurt/Main sollte Bombenkoffer an Bord geschmuggelt werden

Karlsruhe (dpa). Ausländische Terroristen haben nach Erkenntnissen der Bundesanwaltschaft im vergangenen Sommer einen Sprengstoff-Anschlag auf ein Verkehrsflugzeug in Deutschland vorbereitet. Nach Informationen der Zeitung »Die Welt« steckt eine Gruppe mit islamistischem Hintergrund hinter dem Plan.

Wie das Blatt aus Sicherheitskreisen erfuhr, sollte auf dem Flughafen Frankfurt/Main ein Bombenkoffer in einer Maschine der israelischen Fluggesellschaft El Al platziert werden. Aus Justizkreisen war zu erfahren, dass sich die Planungen in einem »sehr frühen Stadium« befanden.
Generalbundesanwältin Monika Harms leitete ein Ermittlungsverfahren gegen sechs Beschuldigte wegen des Verdachts der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung sowie deren Unterstützung ein. Die Verdächtigen waren am Freitag vorläufig festgenommen, aber am Samstag - bis auf einen wegen einer anderen Tat in Haft sitzenden Beschuldigten - wieder auf freien Fuß gesetzt worden.
Nach den Angaben der Karlsruher Ermittler hatten mehrere Verdächtige bereits eine Person mit Zugang zum Sicherheitsbereich eines Flughafens dazu überredet, gegen Geld einen Koffer oder eine Tasche mit Sprengstoff in eine Verkehrsmaschine zu schmuggeln. Allerdings seien sich die Beteiligten nicht über die Höhe des Terrorlohns einig geworden. Nach Informationen der »Welt« soll der Mittelsmann ein Mitarbeiter der Frankfurter Flughafengesellschaft Fraport gewesen sein.
Nach Angaben der Zeitung »Tagesspiegel« kommt die Mehrheit der Verdächtigen aus Jordanien. Es soll sich um Männer palästinensischer Herkunft handeln. Auch die anderen Beschuldigten stammten aus arabischen Ländern. Die Bundesanwaltschaft bestätigte lediglich, dass es sich um Ausländer mit Wohnsitz in Rheinland-Pfalz und Hessen handelt. Dort wurden auf Anordnung des Bundesgerichtshofs neun Wohnungen durchsucht.
Die Ermittlungen richten sich zudem gegen unbekannte Mitglieder einer terroristischen Vereinigung, die als Auftraggeber hinter den Anschlagsplanungen stehen sollen. Mit ihnen sei aus dem Kreis der Verdächtigen - ohne Erfolg - über die Höhe der Zahlung an den Helfer verhandelt worden.
Die Bundesregierung hält auch nach den Erkenntnissen über die Anschlagspläne an ihrer Gefahreneinschätzung fest. »Wir sind Teil eines Gefahrenraums«, sagte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums. »Wir müssen damit rechnen, dass es immer wieder Gruppen gibt von Leuten, die konkrete Anschlagsplanungen in sich tragen.«
Der stellvertretende Chef der Unionsfraktion im Bundestag, Wolfgang Bosbach, nannte den Vorfall alarmierend: »Aber die, die sich seit längerem mit dem Bedrohungs-Szenarium beschäftigen, können nicht überrascht sein«, sagte er. Allein die Zahl von gut 200 Ermittlungsverfahren mit terroristischen Hintergrund bei der Bundesanwaltschaft mache das Ausmaß der Gefährdung deutlich. Umso wichtiger sei die Umsetzung von Vorhaben wie der geplanten Anti-Terror-Datei.
Der Chef des Bundeskriminalamtes, Jörg Ziercke, hatte vergangene Woche erklärt, seit 2001 seien in Deutschland fünf Anschläge verhindert worden. Medienberichten zufolge könnte die Terror-Organisation El-Kaida zu Weihnachten neue Anschläge planen.
Der Frankfurter Flughafen war zuletzt in die Kritik geraten, als ZDF-Reporter Bombenteile durch die dortige Sicherheitskontrolle schmuggelten. Seite 4: Kommentar

Artikel vom 21.11.2006